Der Schock nach der Hochwasserkatastrophe sitzt den Betroffenen im Süden, Südwesten und Osten der Steiermark noch in den Knochen: Die Aufräumarbeiten werden vielerorts noch Wochen dauern, Menschen stehen vor den Trümmern ihrer Existenz.
Dabei hat der Dauerregen Ende letzter Woche und die darauffolgenden Hunderten Murenabgänge nicht nur die grausamen Bilder der Naturgewalten zutage gebracht, sondern einmal mehr auch die schier unglaubliche Hilfsbereitschaft der Steirerinnen und Steirer: Rund 12.450 freiwillige Feuerwehrleute stellten sich in den Dienst, 525 der insgesamt 766 steirischen Wehren waren im Unwettergebiet im Einsatz, darunter auch Betriebs- und Uniwehren. Die Truppen kamen wie selbstverständlich aus dem ganzen Land – auch aus der weniger betroffenen Obersteiermark. "Die Feuerwehren leisten mit ihren Einsatzmannschaften oft Übermenschliches, wenn die Natur ihre Kraft entfesselt. Im heurigen Sommer ganz besonders. Die jüngsten Unwetterereignisse haben unsere Feuerwehrfrauen und Feuerwehrmänner einmal mehr massiv gefordert", fassen es Landesfeuerwehrkommandant Reinhard Leichtfried und sein Stellvertreter Christian Leitgeb zusammen.
Die Hauptaufgabe der Helfer: "Menschen und Tiere aus akuter Gefahr zu retten sowie Sachwerte unter den gegebenen Bedingungen so gut als möglich zu schützen." In Zahlen gegossen beutetet das unter anderem 52.000 Quadratmeter ausgegebene Schutzfolie und 200.000 abgefüllte Sandsäcke. Sie wurden von Lebring-Sankt Margarethen aus verteilt. Damit all das möglich ist, hat der Landesfeuerwehrverband eine Maschinerie im Hintergrund anlaufen lassen, wie deren Sprecher Thomas Meier betont: "Vereinfacht gesagt, sind die örtlichen Feuerwehren sofort im Dienst. Langen die Kräfte nicht aus, fordert der Einsatzleiter Hilfe an – zunächst bei der Bezirkseinheit, die wiederum beim Landesverband um zusätzliche Unterstützung bitten kann." Im konkreten Fall war man seitens der Feuerwehr gut vorbereitet, heißt es – auch weil man seitens Meteorologen und Medien vorgewarnt war.
Und so kamen über den Katastrophenhilfsdienst (KHD) freiwillige Feuerwehrfrauen und -männer aus dem ganzen Bundesland in die Krisenregionen, arbeiteten bis zur eigenen Erschöpfung und stellten private Verpflichtungen zum Wohle der Gemeinschaft hintan. Die Einsätze dauerten oft stundenlang, Essenspausen oder Ruhezeiten gab es für die Helden der Flut mitunter keine, wie die Gespräche mit exemplarisch ausgewählten Helfern zeigen. Neben der Tausendschaft an Feuerwehrleuten waren hauptberuflich auch viele andere Profis beteiligt – darunter der Katastrophenschutz des Landes, die Bezirkshauptmannschaften, das Bundesheer oder die Energieversorger. Ohne die Freiwilligen, unter anderem auch von der Krisenintervention, wären die Schutzmaßnahmen aber kaum umsetzbar gewesen.
Daher war auch das Rote Kreuz mit etwa 500 Ehrenamtlichen vor Ort: "Wir waren in diesem Fall hauptsächlich mit Materialanfragen infolge der Evakuierungen und der Errichtung von Notquartieren konfrontiert", sagt der stellvertretende Landesrettungskommandant Markus Pumm. Zwar habe die Feuerwehr Infrastruktur wie Feldbetten und Decken, doch konnte das Rote Kreuz mit Utensilien aus deren Katastrophenhilfslager in Laubegg rascher anrücken. In Gosdorf beispielsweise habe man zudem eine Feldküche eingerichtet, um die Versorgung der Bürger, aber auch der Einsatzkräfte zu gewährleisten. Durch einen großen Getränkehersteller als Partner konnte das Rote Kreuz auch Trinkwasser und Säfte zur Verfügung stellen. Zudem war man in Alarmbereitschaft, weil die Evakuierung des LKH Bad Radkersburg im Raum stand.
"Diese Sonderleistungen, etwa im Katastrophenschutz, bauen auf Freiwilligkeit auf", sagt Pumm. Das Hochwasser beweise den Helfersinn der Steirerinnen und Steirer: "Die Mitarbeiter sind von null auf hundert sofort da, dafür gebührt ihnen Respekt und Dank." Die Einsatzleiter müssen dabei oft auch auf die Bremse treten: "Viele wären am liebsten tagelang durchgehend da, wir müssen schauen, dass die Leute auch Pausen machen." Vor diesem Hintergrund sind auch Leichtfried und Leitgeb voll des Lobes: "Diese unermüdliche Aufopferung und dieser Dienst am Nächsten verdienen höchste Anerkennung und unseren größten Dank." Die Teamarbeit in den letzten Tagen habe gezeigt, wie wichtig es ist, "dass wir als Gemeinschaft zusammenstehen, um große Herausforderungen zu meisten".