Hätte Helmut Gross vor 51 Jahren seine Ursprungsidee umgesetzt, wäre es wohl schnell wieder vorbei gewesen mit dem Logo für den steirischen Tourismus. Weil der Künstler aber im letzten Moment vom "grünen Eck Österreichs" auf ein grünes Herz umgeschwenkt hat, kennen heute neun von zehn Österreichern die Marke mit dem grünen Herz-Logo und ordnen es sofort der Steiermark zu. "Die Macher von damals waren ihrer Zeit voraus, ohne dass sie es wussten", sagte der Tourismusberater und Trendforscher Andreas Reiter zum 50-Jahr-Jubiläum. "Heute ist grüner Tourismus voll im Trend und die Marke trifft noch immer mitten ins Herz."
Potenzial noch nicht ausgeschöpft
In der steirischen Tourismuswerbung nicht mehr wegzudenken, sei das Potenzial dieser Marke bisher aber in vielen anderen weiß-grünen Lebensbereichen noch längst nicht ausgeschöpft, sagt Michael Feiertag, Geschäftsführer der Steirischen Tourismus und Standortmarketing GmbH (STG). Zusammen mit den Spitzen der Landespolitik und Wirtschaft will die STG nun das grüne Herz öffnen – als Dachmarke für kulinarische Produkte genauso wie für Industrie und Wissenschaft. Rund 20 Lizenznehmer (u. a. Steirerkren, Steirerkraft, Obersteirische Molkerei) nutzten das grüne Herz bisher schon als Lizenznehmer wie eine Art Gütesiegel auf ihren Produkten.
"Wir wollen Unternehmen anspornen, das Herz zu nutzen, aber gleichzeitig auch sicherstellen, dass dies in geordneten Bahnen geschieht", spricht Feiertag auf Trittbrettfahrer an, die bisher ungefragt eigene Herz-Adaptierungen verwendeten. "Markenpflege bedeutet auch Markenschutz, oft ist es ja von Nachahmern nicht böse gemeint", so Feiertag, der mit seinem Team nun "klare Vereinbarungen aufsetzen" wird, wer es für welche Zwecke wie nutzen kann, damit auch nur Steiermark draufsteht, wenn Steiermark drin ist.
Als Vorbild, um ein Logo zur Dachmarke zu erweitern, nahm man sich Südtirol. Hier müssen Obstbauern einen 36-seitigen Kriterienkatalog erfüllen, um mit dem offiziellen Logo werben zu dürfen. Aber auch für Wissenschaft, Industrie und Standortmarketing (etwa um Arbeitskräfte aus dem Ausland ins Land zu lotsen) will man Anwendungen schaffen. Am Beispiel Südtirol zeige sich aber auch, dass man die eigene Bevölkerung von Anfang an mitnehmen soll, das sei dort zuerst nicht passiert, sagt Feiertag.
Herz-Pickerl erlebt Renaissance
Darum setzt man auf ein Werkzeug, das dem grünen Herzen schon in den 1970ern zum Siegeszug verholfen hat: Herz-Aufkleber, die die Steirerinnen und Steirer auf Reisen (oder auch die Urlauber) in die ganze Welt transportieren sollen. Eine interaktive Karte mit Fotos der Pickerl aus aller Welt ist genauso geplant wie digitale Herz-Bilderrahmen für Facebook und Instagram sowie ein Steiermark-Shop, in dem es alle Produkte mit grünem Herzen zu kaufen geben soll.
Diese Promis ließen das grüne Herz höherschlagen
Unter den 130 Steirerinnen und Steirern, die am Donnerstag am Grazer Flughafen das grüne Herz als Trägerrakete für künftige Bewerbung der Steiermark in all ihren Lebenslagen abheben ließen, fanden sich Fans des "inoffiziellen Landeswappens" aus Wirtschaft, Politik, Sport und Tourismus. Nur Herzchirurg war keiner dabei, wie Landeshauptmann Christopher Drexler bemerkte: "Das grüne Herz braucht auch keinen Kardiologen, weil es immer schlägt."
Zusammen mit Vizelandeshauptmann Anton Lang, Wirtschaftslandesrätin Barbara Eibinger-Miedl (die just in dieser Woche von ihrem Hausarzt Bettruhe verordnet bekam) und Steiermark-Tourismus-Geschäftsführer Michael Feiertag will Drexler das "mutmaßlich erfolgreichste Destinationslogo der Welt" nun weit über Tourismuswerbung hinaus einsetzen.
Es sei nicht nur Logo, sondern Lebensgefühl, bekennen Steiermark-Botschafter wie Steirerkrimi-Autorin Claudia Rossbacher, Opus-Mastermind Ewald Pfleger sowie Hotelier und Formel-1-Eminenz Helmut Marko. Danach gefragt, wofür das grüne Herz stehe, hat der Red-Bull-Motorsportberater natürlich eine Analogie zu seinen Rennboliden parat: "Verlässlichkeit."
Das grüne Herz höherschlagen ließen mit ihnen die Spitzengastronomen Sonja und Richard Rauch, Agrarlandesrat Hans Seitinger, Erwin Dirnberger (Gemeindebund), Messe-Chef Armin Egger, Unternehmer Rudi Roth, Jufa-Chef Gerhard Wendl, Industriellen-Präsident Stefan Stolitzka, die Thermenchefs Melanie Franke (Blumau) und Philip Borckenstein-Quirini (Loipersdorf), aber auch die Seilbahner Georg Bliem (Planai) und Klaus Hofstätter (Hauser Kaibling) und Herberstein-Chefin Alexa Getzinger. Als Steiermark-Tourismus-Aufsichtsrat kehrte neben Ingo List der frühere Flughafenchef Gerhard Widmann an die alte Wirkungsstätte zurück.
Ulrich Dunst