Schon am ersten Tag des Jahres gab das Wetter einen Vorgeschmack auf das, was noch kommen sollte: Was mit dem wärmsten jemals am Neujahrstag gemessenen Temperaturen (18,8 Grad in Köflach) begann, endete insgesamt als drittwärmstes Jahr der mehr als 250-jährigen steirischen Messgeschichte. Und wie zum Beweis könnten die bisher höchsten Silvestertemperaturen (im Vorjahr hatte es am 31. Dezember 18 Grad im Rax-Gebiet) heuer zu Silvester in den Föhngebieten übertroffen werden. In der Nacht sind sogar bis auf 1500 Meter hinauf zweistellige Plusgrade möglich. Die Wetterexperten von Ubimet rechnen dort, wo der Föhn durchgreift, mit bis zu 20 Grad, selbst in höheren Gefilden.
14 der 15 wärmsten Jahre seit 2000
Klarer Trend. Während es laut Ubimet-Meteorologe Nikolas Zimmermann in der Steiermark im Jahresflächenmittel um 1,1 Grad zu warm war und nur die Jahre 2018 und 2019 noch wärmer waren, könnte 2022 bundesweit sogar als wärmstes Jahr in die Messgeschichte eingehen. Ein markanter Trend lässt sich aber ohnehin nicht übersehen: Die 15 wärmsten Jahre der Messgeschichte erlebten wir (mit Ausnahme von 1994) alle seit dem Jahr 2000.
An außergewöhnlichen Wetterlagen hat es 2022 jedenfalls in der Steiermark nicht gemangelt, meint Zimmermann von der Ubimet, der für uns in den Archiven gestöbert hat: Am 30. Jänner blies Sturmtief Nadia mit bis zu 135 km/h im Ennstal und mit 120 km/h im Mariazellerland. Daraufhin kamen in Schladming 40 Zentimeter Neuschnee in kürzester Zeit hinzu.
Trocken
Noch nie gab es im Frühjahr in Graz eine längere Periode ohne messbaren Niederschlag: von 16. Februar bis 30. März fiel weder Regen noch Schnee, landesweit betrug das Niederschlagsdefizit im März 61 Prozent. Doch auch der Hochsommer und Oktober fielen deutlich trockener als im langjährigen Schnitt aus.
Warm
Ungewöhnlich warm fielen nicht nur viele Tage im Jahr 2022 aus, sondern vor allem auch Nächte. In Graz wurde mit 23,4 Grad (am 28. Juni) überhaupt die wärmste Nacht der Messgeschichte verzeichnet. Auch am Berg gab es Rekorde: Am Schöckl auf über 1400 Meter fielen die Temperaturen am 31. Oktober (!) nicht unter 16 Grad. In Hartberg war es zudem am Heiligen Abend mit 15,8 Grad so warm wie noch nie.
Unwetter
Obwohl dieser Sommer mit wenig Gewittern und deutlich weniger Blitzen über die Bühne ging, blieb eine Unwetterkatastrophe nicht aus. Am 18. August zog eine Gewitterlinie von Korsika über Norditalien bis an den Alpenostrand und hinterließ (mit Sturmböen bis zu 139 km/h in Neumarkt) auch in der Steiermark eine Spur der Verwüstung. Unweit der Landesgrenze starben in Unterkärnten zwei Kinder und drei Wandererinnen im Bezirk Scheibbs nahe Mariazell.
Ulrich Dunst