Die Elektrifizierung der Mobilität unseres Landes geht stetig voran. Waren lange Zeit E-Autos seltene Gefährte, werden sie immer bedeutender. Aber auch sonst spielt Strom und Stromspeicherung eine immer größere Rolle: Viele kabellose Geräte im Haushalt verwenden Akkus und Batterien. Dies alles ist auch eine große Herausforderung für die Recyclingindustrie. Wie entsorgt man Lithium-Ionen-Batterien effizient, sicher und sparsam?
„Wir haben uns schon sehr früh mit dem Thema Lithium-Ionen-Batterien-Recycling beschäftigt“, berichtet Ralf Mittermayr, CEO der Saubermacher Dienstleistungs AG mit Sitz in Feldkirchen in Graz. Rund 3500 Mitarbeiter sind im Bereich der Abfallentsorgung in Mitteleuropa tätig.
Mittermayr rückt zunächst die Dimensionen zurecht. „Selbst Lithium-Ionen-Batterien bestehen nur zu einem kleinen Teil aus Lithium, weniger als zwei Prozent. Es sind aber einige andere Metalle dabei, wie Kupfer, Kobalt, Nickel. Mehr als 90 Prozent dieser Metalle können wir recyceln.“
„Diese Batterien sind ein großartiges Produkt. Sie ermöglichen Beweglichkeit, Unabhängigkeit und unterstützen die Energiewende. Die Probleme entstehen nur dort, wo sie unsachgemäß behandelt werden“, erklärt Mittermayr.
Viel Rest-Energie
Freilich ist das Recyceln mit speziellen Herausforderungen belastet. Selbst „leere“ Lithium-Ionen-Batterien enthalten noch viel elektrische Energie – rund 10 bis 20 Prozent. Deshalb müssen Antriebsbatterien von E-Fahrzeugen speziell tiefentladen werden, ehe sie demontiert werden können. „In einer vollen Batterie eines E-Autos steckt die Energie von 70 bis 90 Liter Superbenzin“, erklärt Mittermayr. Die entladene Energie wird vollständig in das Betriebsnetz eingespeichert.
In einem zweiten Schritt werden die Auto-Akkus manuell in die einzelnen schuhschachtelgroßen Module zerlegt. Kunststoffgehäuse, Kabel und Metalle werden aussortiert. Die händische Demontage dauert pro Batterie zwischen 20 Minuten und vier Stunden, je nachdem, wie die Module verklebt und vernietet sind. „Langsam beginnt bei den Batterieherstellern ein Umdenken, wie man die Batterien so herstellen kann, dass die Entsorgung einfacher wird“, erklärt Mittermayr. Danach werden die Batterien thermisch und mechanisch in Spezialanlagen nach einem von der Firma Saubermacher selbst entwickelten Verfahren behandelt.
Europaweite Vorschriften
Die Vorschriften EU-weit sehen vor, dass immer größere Anteile der Materialien einer Batterie recycelt werden müssen. Neben dem Umweltgedanken spielt eine große Rolle, dass Europa bei bestimmten Materialien auf Importe angewiesen ist. Diese Abhängigkeiten sollen verringert werden. Ein Exportverbot für Altbatterien aus Europa soll kommen. Ziel wäre es, dass man langfristig Recyclingraten wie bei Papier- oder PET-Flaschen erreicht, die bis zu sechs Mal wiederverwendet werden.
Das Unternehmen hat sich schon früh auf den Boom mit der E-Mobilität eingestellt. Es wurden nicht nur einschlägige Unternehmen zugekauft, seit mehr als zehn Jahren arbeitet Saubermacher auch mit der Montanuni Leoben zusammen, um für geeignete Recyclingverfahren zu entwickeln.