Die Zeit ist wieder reif für eine Umstellung. Während sich Millionen EU-Bürger 2018 für die Abschaffung der Zeitumstellung ausgesprochen haben, aber seither wenig passiert ist (die EU-Länder konnten sich bis dato nicht darauf einigen, ob nun permanent die Sommerzeit oder die ursprüngliche "Normalzeit" einführen - aber mehr dazu später...), wurde in der Nacht auf Sonntag wieder an der Uhr gedreht.

Zugegeben, heutzutage erledigen unsere Smartphones und sonstigen digitalen Alltagshelfer diese Arbeit meist schon ganz allein. Dennoch stellten sich in der Nacht auf Sonntag mit dem Ende der Sommerzeit wieder Millionen Europäer die Frage: Werden die Uhren nun vorgestellt oder zurück?

Das Konkrete zuerst: Am 30. Oktober um 3 Uhr früh wurden die Uhrzeiger um eine Stunde - auf 2 Uhr - zurückgestellt.

Es gibt jedoch eine Reihe von Alltags-Weisheiten und Eselsbrücken, die uns auf die Sprünge helfen können, wann man wie an der Uhr zu drehen hat.

Der Klassiker: Die Gartenmöbel-Weisheit

Im Frühling, bei der Umstellung von Normal- auf Sommerzeit, stellt man für gewöhnlich die GartenmöbelVOR das Haus (also wird bei der Frühjahrs-Umstellung der Uhrzeiger nach vor gedreht). Und im Herbst kommen die Gartenmöbel wieder ZURÜCK ins Haus (demnach muss auch der Zeiger zurück).

Die Wetter-Weisheit

Wer keine Gartenmöbel hat, kann sich auch mit einer meteorologischen Gedankenstütze weiterhelfen: Denn Richtung Sommer gehen die Temperaturen für gewöhnlich in den Plus-Bereich (also plus eine Stunde). Und bei der Umstellung von Sommerzeit auf Normalzeit gehen mit dem Herannahen des Winters die Temperaturen tendenziell Richtung Minus-Bereich (also minus eine Stunde).

Die Buchstaben-Weisheit

Wer es lieber kurz und knackig mag, geht nach der sich fast reimenden Buchstaben-Parallelität:

Sommer vor, Winter hinter

Die Jahreszeiten-Weisheit

Vorne im Jahr werden die Uhren vorgestellt,
hinten im Jahr werden sie zurückgestellt.

Wann erfolgt das Ende?

Wie es mit der Zeitumstellung in der EU zukünftig weitergeht, ist indes immer noch unklar. Bei einer EU-weiten Online-Umfrage vor drei Jahren hatten sich 84 Prozent der Teilnehmer für die Abschaffung der Zeitumstellung ausgesprochen. Die meisten votierten 2018 für eine dauerhafte Sommerzeit. 4,6 Millionen Antworten, davon allein drei Millionen aus Deutschland, gingen ein - ein Rekord, aber immer noch weniger als ein Prozent der EU-Bürger.

Pandemie und Teuerung verdrängten das Thema

Bloß: Nach mittlerweile vier Jahren wurde es aber ziemlich still um die Abschaffung der Zeitumstellung - zunächst war es die Pandemie, die die EU-Staaten forderte und nun der Umgang mit der Teuerung und den sonstigen Auswirkungen des Krieges in der Ukraine. Deshalb ist es auch weiterhin völlig unklar, wie es mit der Zeitumstellung in der EU weitergehen wird.

Der Ball liegt nämlich immer noch beim EU-Ministerrat, der die Abschaffung der zweimal jährlichen Zeitumstellung das letzte Mal im Juni 2019 beraten hat, zuständig sind die Verkehrsminister. Das Europaparlament hatte im März 2019 mit großer Mehrheit für die Abschaffung der Sommerzeit per 2021 gestimmt - oder ein Jahr später, wenn es Schwierigkeiten für den Binnenmarkt geben sollte.

Doch dann kam die Corona-Pandemie, und die EU hat seither ganz andere Prioritäten. Der Abschaffung der Sommerzeit müssten die Mitgliedsstaaten mehrheitlich zustimmen, sollte dies tatsächlich Realität werden. Wann eine Abstimmung stattfinden werde, sei weiter unklar, hieß es aus EU-Ratskreisen gegenüber der APA. Das Thema müsse eine EU-Ratspräsidentschaft aufnehmen, ansonsten sei es vom Tisch.

1973 eingeführt, Österreich folgte später

In der gesamten EU wurde bisher am letzten März-Sonntag an der Uhr gedreht - und am letzten Sonntag im Oktober wieder zurück. Eingeführt wurde die Sommerzeit 1973 in Europa anlässlich der Ölkrise und mit dem Hintergrund, Energie zu sparen. Mit der Zeitverschiebung sollte eine Stunde Tageslicht für Unternehmen und Haushalte gewonnen werden. Frankreich machte damals den Anfang.

Österreich beschloss die Einführung erst 1979 wegen verwaltungstechnischer Probleme und weil man eine verkehrstechnische Harmonisierung mit der Schweiz und Deutschland wünschte. Diese beiden Länder führten die Sommerzeit erst 1980 ein.

Sommerzeit im Ersten Weltkrieg

Allerdings gab es in der Alpenrepublik bereits im Ersten Weltkrieg schon einmal die Sommerzeit. Im Jahr 1916 galt sie für die Monarchie vom 1. Mai bis 30. September, wurde dann aber wieder eingestellt. Ein zweiter - auf Dauer erfolgloser - Versuch wurde in den Jahren 1940 bis 1948 unternommen.