Dieser Polizei-Aktion gingen umfangreiche und intensive Betrugs-Ermittlungen durch die Kriminalpolizei in Graz voraus. Es geht dabei um insgesamt 250 falsche "Pickerl"-Gutachten für Autos seit dem Jahr 2016, die laut Polizei trotz "gravierender Mängel" aufgrund der positiven Gutachten am Gebrauchtwagenmarkt weiterverkauft wurden.

250 "Gefälligkeitsgutachten" seit 2016

Begonnen hat alles mit der Festnahme eines 45-jährigen Mechanikers (er ist Angestellte eines Kfz-Betriebes in Graz) schon im November 2021 festgenommen wurde. Dabei stellte sich heraus, dass der Mechaniker in den fünf Jahren zuvor rund 250 "Gefälligkeitsgutachten" ausgestellt haben soll, und das, obwohl laut Landespolizeidirektion "ein Großteil der überprüften Fahrzeuge aufgrund technischer Mängel nicht den Erfordernissen der Verkehrs- und Betriebssicherheit entsprach". Kurzum: In den meisten Fällen handelte es sich um Schrott-Autos, in einigen Fällen handelte es sich sogar um "Gefahr im Verzug", weil zum Beispiel Bremsen völlig defekt oder Sitze nicht angeschraubt waren.

30 bis 50 Euro pro Gutachten

Der Verdächtige dürfte dabei von neun Personen im Alter zwischen 22 und 49 Jahren aus Graz und Leoben zu den Taten angestiftet worden sein. Für die Gutachten dürfte der Mann jeweils rund 30 bis 50 Euro erhalten haben. In den Vernehmungen gab der 45-Jährige an, darauf vertraut zu haben, dass die "Mittäter" die Mängel an den Autos gleich nach dem "Pickerl" reparieren lassen würden.

Schrott-Autos online weiterverkauft

Mit den so gefälschten Gutachten konnten die Mittäter die Autos über diverse Internetplattformen und Gebrauchtwagenhändler zu einem höheren Wert gewinnbringend weiterverkaufen. Wie spätere Untersuchungen mehrerer betroffener Fahrzeuge durch einen gerichtlich beeideten Sachverständigen ergaben, wiesen diese nicht nur schwere Mängel auf, sondern sogar Mängel mit Gefahr im Verzug.

Gleichzeitige Hausdurchsuchungen

Die weiteren Ermittlungen führten die Kriminalisten des Stadtpolizeikommandos Graz zu neun Verdächtigen in Graz und Leoben, die den 45-Jährigen zu den Taten angestiftet haben dürften. Die Verdächtigen wurden im Rahmen einer konzertierten Operation in Graz, Leoben und Wien zeitgleich festgenommen – mit Unterstützung der Einsatzgruppe zur Bekämpfung der Straßenkriminalität sowie der Schnellen Reaktionskräfte.

Der Hauptverdächtige (Mechaniker) ist mittlerweile wieder auf freiem Fuß, er ist umfassend geständig. Von den neun Mittätern sind laut Staatsanwaltschaft Graz noch vier in Haft - es wurde U-Haft beantragt.  Es geht unter anderem um Bestechung, Bestechlichkeit und schweren gewerbsmäßigen Betrug. Im Falle des Mechanikers kommt laut Polizeisprecher Fritz Grundnig aud noch "Missbrauch der Amtsgewalt" hinzu, "da man für §-57a-Gutachten in gesetzlichem Auftrag handelt und somit für diese Arbeit als Beamter gilt".

Auch Drogen und Waffen sichergestellt

Bei den Hausdurchsuchungen wurden bei einem Verdächtigen rund 700 Gramm Kokain sowie eine Faustfeuerwaffe vorgefunden und sichergestellt. Diesbezüglich laufen gesonderte Ermittlungen.