Die erhöhte Stromrechnung flattert ins Haus, die Mietpreisanpassung wartet im Kuvert, beim Blick zur Zapfsäule will das Auto schon von selbst umdrehen: Die Teuerungen sind spürbar. Und das für manche mehr als andere.
"Die Menschen, die sich bei uns melden, haben weniger Einkommen. Wer existenzbedroht ist, für den sind Inflation & Co. nun ein Brandbeschleuniger", sagt Julia Strablegg-Muchitsch von der Schuldnerberatung Steiermark, einer staatlich anerkannten und kostenlosen Beratungsstelle. In den letzten Wochen habe es einen Anstieg an Beratungsgesprächen gegeben. Strablegg-Muchitsch betont, dass die Einrichtung normal kein hundertprozentiger Spiegel der Gesellschaft sei ("die Leute melden sich nicht sofort, wenn sie eine Rechnung nicht zahlen können, es gibt eher einen Auslöser"), aber jetzt merke man auch Akutfälle. "Für diese Leute geht es einfach nicht mehr!" Stromzahlungen seien ein großes Problem.
Finanzielle Basisbildung fehlt
Die herkömmlichen Themen bleiben Arbeitslosigkeit, gescheiterte Selbstständigkeit oder Kredite. Letzteres schlägt vor allem bei den Jungen zu Buche, die sich eine Wohnung kaufen. Etwa 20 Prozent der Klientel ist unter 30 Jahre, so Strablegg-Muchitsch. "Es braucht eine finanzielle Basisbildung. Jeder sollte lernen, was eine Aktie ist, wie man Ein- und Ausgaben plant und wie man sich einen Notgroschen anlegt. So vielen fehlt das Basiswissen", sagt die Schuldnerberaterin, die selbst mit ihren Kollegen Workshops in Schulen abhält. Sie wünscht sich ein flächendeckenderes Angebot.
Das fordern auch die Neos. "Es ist unverständlich, warum andere Bundesländer mit der Einführung von beispielsweise dem Finanzführerschein Maßnahmen ergreifen und wir nicht", kritisiert Klubobmann Niko Swatek. Es bräuchte eine Aufwertung der schulischen Finanzbildung, dies stecke immer noch in den Kinderschuhen.
Kommentar zum Thema
So wird als zweithäufigster Grund für eine Überschuldung bei Erstberatungen der "Umgang mit Geld" genannt. Laut Schuldenreport 2022 (veröffentlicht im April) stehen Arbeitslosigkeit oder Einkommensverschlechterung an erster Stelle. Bei Männern und Frauen halten sich diese Angaben relativ die Waage. Durch gescheiterte Partnerschaften kippen wiederum mehr Frauen in die Schuldenfalle, dafür ist gescheiterte Selbstständigkeit bei Männern öfter der Grund. Durchschnittliche Klientinnen und Klienten der Schuldnerberatung haben monatlich 1300 Euro zur Verfügung.