Auch wenn sie eigentlich schon ganzjährig zu haben sind, so ist der Beginn der Erdbeerernte im Freien für Beerenfreunde doch ein Höhepunkt im Erntejahr. Pünktlich dazu hat die selten vor Übertreibungen gefeite "Bild"-Zeitung für Deutschland heuer gleich den "Erdbeer-Wahnsinn" ausgerufen. Weil das Angebot heuer viel höher sei als die Nachfrage, so befürchtet Bild, würden viele Bauern die roten Früchte gleich auf den Feldern lassen.

"Heuer gewisse Kauf-Zurückhaltung spürbar"

Wie ist die Lage bei uns? "Tatsache ist, dass nach Jahren mit eher knapper Ware das Angebot derzeit höher ist als die Nachfrage, auch weil viel deutlich günstigere Ware aus dem Ausland in den Regalen liegt", sagt Manfred Kohlfürst, Obmann der Erwerbsobstbauern. Er ortet wie der steirische Obstbaudirektor Herbert Muster ob der generellen Teuerung "heuer eine gewisse Kauf-Zurückhaltung" seitens der Kunden. Weil Österreich aber bei Weitem keine volle Eigenversorgung mit Erdbeeren schaffe, würde hierzulande jede Beere geerntet, versichern sie.

Holländer beheizten Glashäuser nicht

Heuer kommt laut Muster aber dazu, dass riesige Erdbeer-Produzenten in Holland ihre Glashäuser nicht mit (teurem) Gas beheizt haben, sondern sie "normal" wachsen ließen. "Dadurch kommen sie gleichzeitig mit der Ernte im Freiland auf den Markt, was alle unter Druck bringt", so Muster.

"Heuer geht Saison überall zugleich los"

Einer der größeren heimischen Produzenten ist Markus Gutmann ("Gutis"), der aktuell in Großpesendorf mit 75 Erntehelfern aus vier Ländern auf vier Hektar Fläche Erdbeeren erntet. "Normalerweise geht die Saison langsam los, heuer überall zugleich", sagt Gutmann. Das liege auch daran, dass Mitte Mai der Temperaturen hoch waren, "und plötzlich dreimal so viel Ware da war, als viele Produzenten glaubten". Wie kaum bei einer anderen Frucht ist der Erntezeitpunkt bei den Erdbeeren von den Temperaturen abhängig.

Insofern sind die Erdbeerbauern Josef und Victoria Singer aus Hartl froh über die Abkühlung am letzten Wochenende, "das nimmt etwas Druck raus". Während Gutmann seine Erdbeeren großteils an Spar vermarktet, setzt Familie Singer auf reine Direktvermarktung. "Da können wir den Preis heuer gerade noch halten."

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