- Es gab auch am Sonntag keine Entwarnung der ernsten Lage in der Obersteiermark. Straßen bleiben weiterhin gesperrt. Um 11 Uhr trat in Radmer (Bezirk Leoben) die Lawinenkommission zusammen, und entschied, dass die L127 ins Radmertal wegen akuter Lawinengefahr bis auf Widerruf gesperrt wird.
- In Radmer sind 500 Personen von der Außenwelt abgeschnitten. Die ärztliche Versorgung ist gewährleistet. In dringenden Fällen wird, nach Absprache mit dem Roten Kreuz, ein Transport mit geeigneten Fahrzeugen zur Radmerer Brücke durchgeführt.
- Bundesheerhubschrauber mussten Erkundungsflüge abbrechen
- Erster Versorgungsflug in das Sölktal gelang
- Der Präbichl bleibt auch Montag noch gesperrt
- In Eisenerz begann die Freiwillige Feuerwehr das Dach des JUFA-Hotels in der Eisenerzer Ramsau abzuschaufeln.
- Hoffnung auf ein Wetterfenster: BMI-Hubschrauber aus Klagenfurt unterstützte die Steiermark
- Die Lawinenwarnstufe bleibt mit Stufe 4 der fünfteiligen Gefahrenskala weiterhin groß und die Einsatzkräfte und Behörden sind stark gefordert: Dabei galt es auch Einsätze zu absolvieren, die nicht notwendig wären. Es ist kaum zu glauben, dass sich jemand bei diesen Bedingungen überhaupt ins Gelände traut: Bergrettung und Alpinpolizei mussten am Samstag aufsteigen, weil sich drei Männer bei der Abfahrt von der Hochwurzen ins Preuneggtal verirrt hatten. Die Lawinengefahr spitzt sich immer weiter zu. Apell der Bergrettung an Wintersportler: "Die gesicherten Pisten keinesfalls verlassen!"
- Seit 20 Uhr ist auch die Zufahrt zum Skiresort Loser in Altaussee gesperrt
Einsatzbesprechung in der Landeswarnzentrale
Am Sonntagvormittag flog ein Hubschrauber des BMI in das Murtal, um in der Nähe zu sein, sobald sich ein Wetterfenster öffnet. Wir haben kein klares Lagebild, die Lage bleibt absolut dramatisch", sagte Michael Schickhofer (SPÖ) mittags bei einer Besprechung in der Landeswarnzentrale in Graz. Katastrophenschutzreferent Schickhofer: "Wir wissen nicht, was sich am Grimming abspielt." Sicherheitssperren wurden zur Vorsorge verordnet. Alles hoffte schon am Vormittag auf ein Wetterfenster, damit erste Erkundungsflüge durchgeführt werden können.
Diese Erkundungsflüge wurden schon seit Tagen erwartet, denn erst dadurch kann man sich ein genaues Bild von der Situation verschaffen. Ein Hubschrauber des BMI wurde gegen Mittag ins Murtal überstellt. Am Vormittag sah es so aus, als ob zumindest im Pölstal eine Befliegung möglich sein werde. "Bis zu zwei Hubschrauber sind startklar. Sobald die Wetterlage am Nachmittag es zulässt, werden Versorgungsflüge durchgeführt", so Oberst Gerhard Schweiger vom Militärkommando Steiermark.
Bundesheer und Feuerwehr: Start des Versorgungsfluges in der Sölk
"Unser Hotspot ist weiter das Gebiet um den Grimming", erklärte Josef Dick, Bezirkshauptmann des Bezirk Liezen. Durch die Hubschrauberflüge - auch Mitglieder der Lawinenwarnkommission waren an Bord - sollte auch die Situation an der B 320 beurteilt werden. "Es wird versucht ins Sölktal durchzukommen bzw. im Bereich des Grimmings Lawinensprengungen durchzuführen", so Oberst Schweiger. Hubschrauber befanden sich in der Luft "es wird zumindest versucht", erklärt Schweiger.
Flüge abgebrochen
Gegen 14 Uhr war dann klar, dass ein erster Erkundungsflug abgebrochen werden musste, eine Alouette war gestartet. Es zeigte sich aber, dass Rinnen und Hänge voller Schnee sind. Das Gutachten der Lawinenwarnkommission ergab, dass die Sperre der B 320 aufrecht bleibt. Der Flug musste aber abgebrochen werden, weil die Sicht zu schlecht war. Ein Versorgungsflug mit einer zweiten Alouette in Richtung Stein an der Enns gelang besser, die Sicht im Tal dürfte besser sein, erklärte der Katastrophenschutzreferent des Bezirk Liezen Christian Gebeshuber. Auch der Hubschrauber des BMI, der St. Johann am Tauern im Bezirk Murtal anfliegen sollte, musste wieder abdrehen.
Bundesheer und Feuerwehr: Start des Versorgungsfluges in der Sölk
Mehrere Hundert Einsatzkräfte sind im Einsatz.
Die Wetterprognosen
Die Entspannung dürfte bis Montag in der Früh andauern. Kopfzerbrechen bereitet dem Meteorologen aber die Nacht von Montag auf Dienstag. Bis Freitag sind dann wieder bis zu 50 Zentimeter möglich. „Mit der Situation, die wir jetzt haben, ist jeder Zentimeter zu viel“, so Albert Sudy von der Zamg. Die Lawinengefahr bleibt mit Stufe 4 der fünfteiligen Gefahrenskala weiterhin groß.
Einige Urlauber ignorierten in der Nacht von Samstag auf Sonntag die Sperre und verließen Hohentauern in Richtung St. Johann - mitten durch die Lawinen-Gefahrenzone. Um das zu verhindern, wurden am Sonntag Schutzwälle aus Schnee mitten auf der Fahrbahn errichtet.
Situation in Leoben
Und auch in Leoben sind einige Ortschaften nicht erreichbar. Die Lawinenkommission in Radmer entschied Sonntagvormittag, dass die L127 m Nachmittag gesperrt wird. Die Bewohnerinnen und Bewohner wurden informiert, wie Bürgermeister Ludwig Gottsbacher erklärt. Im Ort ist auch die ärztliche Versorgung gewährleistet, weil der Arzt Josef Lamprecht im Ort ist, auch die Versorgung mit Lebensmitteln ist durch ein örtliches Geschäft gesichert. Montag Vormittag tritt die Lawinenkommission zur nächsten Besprechung zusammen.
In Eisenerz ist die Freiwillige Feuerwehr Eisenerz mit Unterstützung der Kollegen aus Landl um 14 Uhr in die Eisenerzer Ramsau ausgerückt, um das Dach des JUFA-Hotels von den Schneemassen zu befreien, immerhin liegen dort mehr als zwei Meter Neuschnee.
Eisenerz und Hieflau sind aus Richtung Leoben seit Freitag nicht erreichbar. Wobei es die Bewohner gefasst nehmen. „Früher war das ganz normal, dass wir ein Mal im Jahr eingesperrt waren“, erzählt Aurelia Koppler aus Eisenerz. Angst habe sie keine, denn die medizinische Versorgung sei durch das Gesundheitszentrum, das seit Samstagmittag geöffnet ist, gewährleistet. „Und zum Essen habe ich auch genug zu Hause.“ Ralph Plassnegger macht es wie viele Betroffene, er schaufelt meterhohen Schnee weg.
>> Mehr dazu hier: Entwarnung in Eisenerz: Gesundheitszentrum 24 Stunden in Bereitschaft