Durch die starken Schneefälle hat sich die Situation in der Obersteiermark weiter verschärft. "Die B 24 bei Wildalpen wurde gesperrt, dadurch ist jetzt die Ortschaft Weichselboden seit 9 Uhr früh von der Außenwelt abgeschnitten", so Mario Maier von der Landeswarnzentrale. Durch den Lawinenabgang sind im Bereich Wildalpen/Weichselboden etwa 100 Personen von der Umwelt abgeschnitten. Nach einem Lawinenabgang in Hinterwildalpen sind 85 Personen von der Außenwelt abgeschnitten.
Evakuierungen
Gegen Mittag kam es im St. Johann am Tauern im Bezirk Murtal zu ersten Evakuierungen. In St. Johann am Tauern mussten 14 Häuser evakuiert werden, 12 davon sind Ferienhäuser. Die Urlauber konnten heute die Heimreise antreten. Die vier Personen, die in den beiden anderen Häusern wohnen, wurden inzwischen in der Gemeinde untergebracht. Teile der Triebener Straße wurden gesperrt. Ab 18 Uhr gab es eine totale Straßensperre der B 114 zwischen St. Johann und Trieben. Im Bereich Triebental wurden zwei Wohnhäuser evakuiert, das gesamte Siedlungsgebiet Hohentauern ist seit dem Abend ebenfalls eingeschlossen.
Bürgermeister Heinz Wilding rechnet damit, dass die Sperre in Hohentauern mehrere Tage dauern wird. Betroffen sind rund 550 Personen, darunter auch mehrere Urlauber. Die Versorgung der Menschen sei derzeit gesichert, "im Ort gibt es einen praktischen Arzt mit Hausapotheke und ein Lebensmittelgeschäft. Außerdem haben wir mit der Straßenverwaltung vereinbart, dass im Notfall eine Fahrspur für einen Notarztwagen aufgemacht wird", so der Bürgermeister. Die Stimmung sei trotzdem gut, "es ist ja nicht das erste Mal, dass wir so etwas erleben. So lange nichts passiert, können wir damit gut umgehen. Allerdings hatten wir schon lange keine Situation mehr in dieser Dimension. Wir haben höchste Alarmstufe." Am Sonntag soll eine Bürgerversammlung abgehalten werden.
Erkundungsflüge nicht möglich
Bereits am Freitag wurde das Bundesheer angefordert, aber auch gestern hat das Wetter keine Flüge zugelassen. "Wir haben derzeit keine Möglichkeit. Alles wartet auf ein Wolkenfenster, das zeichnet sich derzeit leider nicht ab. Aber unsere Besatzungen im Fliegerhorst in Aigen sind in Bereitschaft, um Erkundungsflüge, allenfalls Versorgungsflüge oder auch Lawinenabsprengungen aus der Luft sicherstellen zu können", erklärte Oberst Gerhard Schweiger vom Militärkommando Steiermark.
"Wir hoffen, dass wir morgen ein Fenster haben werden, wo wir Hubschrauberflüge durchführen können, um danach weitere Maßnahmen zu setzten und um eine genauere Übersicht zu bekommen", so Landeshauptmann-Stellvertreter und Katastrophenschutzreferent Michael Schickhofer. Auf dieses Fenster hoffen auch die Mitglieder der Lawinenwarnkommissionen. Denn teilweise gibt es gar keine Möglichkeit, die Lage vor Ort zu besichtigen - weder zu Fuß noch per Ski, erklärte Markus Ernst, Mitglied der Lawinenkommission Pölstal.
Bald vier Meter Schnee am Seeberg: "Wir stehen kurz vor einer Sperre!"
In allen betroffenen Gebieten tagen die Lawinenkomissionen, so wie auch in Eisenerz: "Wir haben Erkundungsfahrten durch unser ganzes Gebiet gemacht. Dabei wurde etwa die Ramsau und der Leopoldsteinersee befahren. Bei den Befahrungen haben wir geschaut, ob sich etwas verändert hat und ob schon irgendwo etwas herunter gekommen ist", so die Eisenerzer Bürgermeisterin ChristineHolzweber. Der Leopoldsteinersee und sämtliche Wanderwege sind gesperrt. Entwarnung gab es bezüglich ärztlicher Versorgung. Das Gesundheitszentrum Eisenerz steht seit Samstag Mittag 24 Stunden zur Verfügung.
Aufgrund von Lawinengefahr im Bereich des Grimmings musste am Samstagvormittag auch die Ennstal-Bundesstraße und die Bahnstrecke gesperrt werden. Pkw werden über Irdning umgeleitet, Lkw müssen über die Autobahn ausweichen. Betroffen ist auch die Bahn, wo wegen Lawinengefahr zwischen Stainach-Irdning und Schladming keine Fahrten möglich sind. Aufgrund der Sperre der Ennstal-Bundesstraße muss der Schienenersatzverkehr ebenfalls über eine Umleitungsstrecke geführt werden. Auch zwischen Obertraun-Dachsteinhöhlen und Stainach-Irdning sind keine Fahrten möglich.
Es gelten weiter die Straßensperren von gestern, hinzugekommen sind Straßensperren im Bereich Mooslandl, der Pfaffensattel ist gesperrt. Auf der Mörsbachhütte war eine Familie eingeschlossen, im Sölktal derzeit etwa 480 Personen. Dort gab es zudem Probleme mit der Trinkwasserversorgung, denn die Hauptwasserleitung war beschädigt.
Auf der Planneralm waren rund 500 Personen eingeschlossen. Urlauber, die abreisen wollten, wurden gegen 11 Uhr von einem Konvoi des Straßenerhaltungsdienstes ins Tal geleitet. Das hat laut Bürgermeister Herbert Gugganig auch gut funktioniert. "Jetzt sind nur mehr die oben, die sowieso oben bleiben", so Gugganig.
In Johnsbach und Gstatterboden gibt es ebenfalls eine Sicherheitssperre aufgrund von Lawinengefahr. Hier sind 160 Personen laut Landeswarnzentrale betroffen.
Starker Schneefall in Gröbming: Feuerwehr muss Schnee vom Dach schaufeln
Längere Anfahrtszeiten für Rettungskräfte
Die Straßensperren erschweren auch die Einsatzbedingungen für das Rote Kreuz. Sämtliche Dienststellen in der Obersteiermark wurden mehrfach besetzt, da die Einsatzkräfte durch die Sperren weitere Wegstrecken bei einer langsameren Fahrgeschwindigkeit fahren müssen, erklärte Peter Bauer, Dienstführender Offizier der Rettungsleitstelle.
Sölktalstraße zum Teil gesperrt: Ca. 580 Menschen von der Außenwelt abgeschnitten
Die Lawinengefahr bleibt auch am Samstag auf Lawinenwarnstufe vier.