Die Mehrheit der österreichischen Babys erblickt das Licht der Welt auf dem von der Natur vorgesehenen Weg, ein Drittel, genauer 29,5 Prozent, tut es mittels Kaiserschnitt. In der Steiermark ist dieser Anteil am höchsten: Mit 34 Prozent toppen die Steirer Salzburg um mehr als zehn Prozentpunkte! Ob das an den Wünschen der Frauen oder medizinischen Notwendigkeiten liegt?
Für Uwe Lang, Vorstand der LKH-Frauenklinik Graz, sind die regionalen Unterschiede nicht erklärbar – und Vergleiche prinzipiell schwer. So könne man große Zentren wie das LKH nicht mit Sanatorien vergleichen, wo vor allem komplikationsfreie Geburten stattfinden. „Prinzipiell gibt es mehr ältere Mütter, bei denen ein Kaiserschnitt durch Vorerkrankungen öfter notwendig ist“, sagt Lang. Auch Mehrlingsschwangerschaften, die durch künstliche Befruchtung häufiger geworden sind, haben dazu geführt, dass die Kaiserschnittrate in den letzten Jahrzehnten rasant gestiegen ist. Andererseits: Einen echten Trend zum reinen Wunschkaiserschnitt kann Lang nicht erkennen.
„Bei geplanten Kaiserschnitten ist die Kontrollierbarkeit ein wesentlicher Faktor“, sagt Psychologin Anja Gutmann. Doch meist gehe es dabei nicht darum, dass die Geburt in den Terminkalender passt – sondern um die Angst vor den Schmerzen und dem unberechenbaren Erlebnis Geburt. „Professionelle Betreuung kann hier hilfreich sein“, sagt Gutmann.
„Die meisten Patientinnen wollen auf normalen Weg entbinden“, sagt auch Frauenärztin Susanne Schneuber-Freidl, die in einer Privatklinik ordiniert. Doch auch der Faktor Sicherheit spiele mit: In kleineren Kliniken, wo es keine jederzeit verfügbaren Notfallteams gebe, werde man bei Problemen bei Geburten nicht allzu lange zuwarten – und schneller den Schnitt machen.
Hoher Druck in den Stationen
Hebamme Silke Gatterer sieht den Trend zum Kaiserschnitt auch mehr auf der medizinischen Seite als auf jener der Frauen: Durch Schließungen von Geburtenstationen sei der Druck in den Stationen größer geworden: „Die Zeit für längere natürliche Geburten fehlt oft.“ Zusätzlich würden Frauen, die bereits einen Kaiserschnitt hatten, auch beim nächsten Kind eher zu einem Kaiserschnitt tendieren, sagt Gatterer.
Doch ist der Kaiserschnitt wirklich die Version Nummer sicher? „Der Kaiserschnitt kann Leben retten“, sagt Lang. Doch prinzipiell sei die normale Geburt, sofern möglich, die bessere Variante: Ein Kaiserschnitt ist ein operativer Eingriff, der Bauchraum wird geöffnet, es bleiben Narben. Und diese können bei weiteren Schwangerschaften Probleme machen.
Sonja Saurugger