Das Universalmuseum Joanneum widmet sich in einer Ausstellung dem evangelischen Glauben in der Steiermark. Der Titel "Ein Hammerschlag..." bezieht sich auf den Anschlag der 95 Thesen an der Kirchentüre von Wittenberg durch Martin Luther. Die Schau zeigt zahlreiche Dokumente, aber auch Exponate wie Gesangsbücher, Medaillen oder liturgische Geräte.

Luthers Thesen lösten den Prozess der Reformation aus, der nicht nur die Kirche, sondern auch Gesellschaft und Politik veränderte. Dem Nachhall jener Hammerschläge an der Kirchentüre ist die zentrale Ausstellung für 2017 des Museums für Geschichte gewidmet. Gezeigt werden Dokumente aus Archiven des In- und Auslandes, die einen besonderen Bezug zur konfliktreichen Geschichte der Reformation in der Steiermark haben. Besonders in der Obersteiermark fand Luther viele Anhänger - das zum Teil unwegsame Gebiet wurde dann auch von der Gegenreformation nicht so erfasst wie der Süden des Landes.

In Graz war vor allem das Landhaus, das von den - protestantisch orientierten - Ständen errichtet wurde, eine Provokation für die katholischen Landesherren. Mit der evangelischen Stiftsschule erzielten die Lutheraner auch noch einen großen Bildungsvorsprung. Davon zeugt auch die Säulensonnenuhr aus dem Besitz der Kulturhistorischen Sammlung des Joanneums, die auf den Mathematiker Hieronymus Lauerbach zurückgeht und ein Denkmal frühneuzeitlicher Wissenschaftsgeschichte in Österreich darstellt.

Harnisch eines ev. Adeligen mit Darstellung des Besitzers vor dem Kreuz, 1548
Harnisch eines ev. Adeligen mit Darstellung des Besitzers vor dem Kreuz, 1548 © Universalmuseum Joanneum/N. Lackner, Landeszeughaus

Die Ausstellung zeigt unter anderem ein Exemplar einer Luther-Bibel von 1535, also einem Jahr nach dem ersten Druck der deutschen Bibel-Übersetzung, sowie eine Ausgabe vom "Augsburger Bekenntnis", in dem Philipp Melanchthon die zentralen Ziele der Reformation zusammenfasste. Ein Harnisch mit evangelischen Motiven aus Nürnberg aus dem Jahr 1548 und eine Replik der Herberstein-Taufgarnitur veranschaulichen, wie sehr der neue Glaube alle Lebensbereiche erfasst hatte. Der Bogen wird vom Anschlag der Thesen bis in die Gegenwart gespannt, wenn unter anderem das Protestantenpatent von Franz Josef II. oder ein evangelisches Kinderheim aus den 20er-Jahren Eingang finden.

Kuratiert wurde die Ausstellung vom ehemaligen evangelischen Superintendenten Ernst-Christian Gerhold, Ulrich Becker, Günter Cerwinka und Wiltraud Resch.

(APA)