Herr Landesrat, ab Donnerstag gibt es ein Raucher-Gesetz, das Wirte und Gäste mehr verwirrt als aufklärt. Warum konnte sich die Politik nicht zu einer klaren Entscheidung durchringen?
HELMUT HIRT: Ja, man hat ein zahnloses Gesetz gemacht. Woran das liegt, kann ich aber schwer sagen.

Ist es die Angst der Politiker vor der eigenen Courage?
HIRT: Möglich, dabei wäre das aber eine Maßnahme, die sich auch ein Großteil der Bevölkerung wünscht.

Warum ist es denn so schwierig, in Österreich das Rauchen in Lokalen zu verbieten?
HIRT: Ich gebe zu, dass mich dieser Widerstand anfangs auch überrascht hat. Schon deshalb, weil wir ja keine eigentliche Tabakindustrie haben.

Immer wieder wird behauptet, dass es bei den Wirten Italiens, Sloweniens und Irlands Umsatzeinbußen gibt . . .
HIRT: In Irland kam es zu kurzfristigen Umsatzeinbußen. Allerdings haben die Iren auch gleichzeitig den Bierpreis angehoben. In Norwegen war es ähnlich. Ich behaupte also nach wie vor, dass die Keule der Umsatzeinbußen nur auf dünnem Eis steht.

Nun gibt es also eine österreichische Lösung. Wie lange wird es dauern und die EU verordnet ein europaweites Rauchverbot in Gasthäusern?
HIRT: Es wird über kurz oder lang so sein, dass sich die EU dazu durchringen wird. Das muss man deshalb so klar zum Ausdruck bringen, weil es erwiesen ist, dass Rauchen der größte vermeidbare Risikofaktor für Herz- Kreislauferkrankungen ist. Ein Verbot wäre ein unendlicher Gewinn für unsere Gesundheit. Denn mit einer strengen Vorgangsweise gehen auch die Zahlen der Herz-Kreislauferkrankungen zurück.

So schnell?
HIRT: Ja, das lässt sich bereits innerhalb von einem halben Jahr darstellen. Italien und andere Länder haben das gemacht. Deshalb muss man sagen: Selbst wenn es kurzfristige Einbußen gibt, stehen diese in keinem Verhältnis zum Schaden, der durch Rauchen passiert. Es wäre deshalb allemal leichter gewesen - und da habe ich die Abwehrhaltung der Wirtschaftskammer ja nie verstanden - für die Rauchfreiheit in Lokalen einzutreten, vom Vater Staat aber um Subventionen zu bitten. Da hat die Wirtschaftskammer meiner Meinung nach aufs falsche Pferd gesetzt. Jetzt sind die Betroffenen mitten drinnen, die Wirte sollen kostspielig umbauen, Räume trennen, Filter einbauen, Hinweisschilder errichten. Auf der anderen Seite weiß niemand, ob in zwei, drei Jahren nicht doch das generelle Rauchverbot folgt.

Stünde es speziell den Steirern nicht ohnehin besser, wenn die Gasthäuser rauchfrei wären?
HIRT: Ja, wir propagieren den Wellnessfaktor, den Genuss, sind Teil einer Wohlfühlgesellschaft. Da kann es wohl nicht zuviel verlangt sein, wenn ich wenigstens nur dort rauche, wo ich andere nicht beeinträchtige. Was können denn all jene dafür, die nicht rauchen wollen und nicht ausweichen können?

Gibt es einen realistischen Zeitrahmen, ab wann der Nichtraucherschutz doch noch schärfer werden könnte?
HIRT: Ich bin eigentlich optimistisch, dass sich da noch etwas tut. Aber in der Politik ist es eben so: Immer wenn man Dinge über einen längeren Zeitraum nicht entscheidet, schaukelt sich das auf. Insoferne hat die Politik beim Nichtraucherschutz versagt. Das wäre nicht der Fall gewesen, wenn wir damals gleich gesagt hätten, wir ziehen mit Irland mit und stoppen das Rauchen in Lokalen. Dann gäbe es heute keine Diskussion mehr.