Wie bei allem kommt es bei der Interpretation von Wahlergebnissen nämlich auf den Kontext an. Nackte Zahlen und pure Fakten besagen nichts. Wer glaubt, dass sich Gewinne oder Verluste aus dem Vergleich mit vorangegangenen Abstimmungen ergeben, irrt. Viel wichtiger ist die Meinungsumfrage, gegenüber der man nun besser abgeschnitten hat als vorausgesagt. Wer nicht 15 Prozent wie prognostiziert, sondern nur 11 Prozent verliert, hat die Wahl schon gewonnen. Wer einen Höhenflug anvisiert und auf niedrigem Niveau stagniert, hat sein Ziel nicht verfehlt, sondern die Lage stabilisiert. Und wenn Funktionäre betonen, dass ihrer Partei die Oppositionsrolle nicht liege und sie deshalb mitregieren müsse, kann diese abschneiden, wie sie will: Der Anspruch auf Teilhabe an der Macht lässt sich durch kein Wahlergebnis irritieren.