Am Mittwoch kam es zu einer Alarmfahndung der Polizei im Bezirk Hartberg-Fürstenfeld: Dort vermuteten die Ermittler jenen Straftäter, der mit drei Komplizen in einer Anstalt in Bayern zunächst eine Geisel genommen hat und danach geflüchtet ist. Die Behörden lagen mit ihrer Vermutung richtig: Am Abend konnte der Mann festgenommen werden – allerdings in Graz-Umgebung. Das bestätigte die Landespolizeidirektion am Abend gegenüber der Kleinen Zeitung. Weiterhin flüchtig sind der 31-jährige Denis Eler und der 27-jährige Zeqir Beqiri.

Beamte der Einsatzgruppe zur Bekämpfung der Straßenkriminalität (EGS) nahmen den Mann schließlich kurz vor 20 Uhr in einem Waldstück zwischen Tobelbad und Hautzendorf (Graz-Umgebung) fest. Der Mann befindet sich aktuell in Haft und wird von Kriminalisten des Landeskriminalamtes Steiermark auch hinsichtlich der auf der Flucht begangenen Delikte vernommen.

Nachdem bereits ein 28-jähriger deutscher Gefängnisinsasse in der Vorwoche in der Steiermark festgenommen wurde, konzentrierte sich die Alarmfahndung auf den gleichaltrigen Mann (Name der Redaktion bekannt), da er nachweislich einen Steiermark-Bezug hatte, wie das Polizeipräsidium Niederbayern der Kleinen Zeitung bereits Anfang dieser Woche bestätigte. Der Flüchtige war mit einem mutmaßlich gestohlenen schwarzen Mercedes Kombi unterwegs. „An neuralgischen Stellen wurde die Polizeipräsenz erhöht, auch die Kontrolldichte wurde nach oben geschraubt“, sagte Kontrollinspektor Heimo Kohlbacher am Nachmittag zur Alarmfahndung, die sich in den Nachmittagsstunden zu einem „Katz-und-Maus-Spiel“ entwickelte.

Der erste Festgenommene

Zurück zum bereits in der Vorwoche Festgenommenen: Drogen bestimmen seit seiner Kindheit (Name der Redaktion bekannt) dessen Leben: Bereits die Mutter war heroinsüchtig, als selbst Drogensüchtiger scheiterten bei ihm mehrere Therapien. Zuletzt wurde der 28-jährige Deutsche in einer geschlossenen Einrichtung in Straubing (Bayern) behandelt, wo es zur Geiselnahme kam: Vier Insassen bedrohten (wie berichtet) mit scharfen Scherben einen Mitarbeiter, nahmen ihn kurzzeitig als Geisel und zwangen ihn, die Sicherheitstüren der forensischen Klinik zu öffnen. Die Geisel wurde nach Öffnung des Haupteinganges sofort freigelassen, erlitt Verletzungen im Gesicht. Die vier Straftäter flüchteten.

Nach knapp einer Woche wurde dann der eine aus dem Quartett in der Oststeiermark gefasst. Der 28-Jährige befindet sich seither in der Justizanstalt Graz-Jakomini. „Der Mann sitzt in Auslieferungshaft, es läuft das Auslieferungsverfahren“, bestätigt Hansjörg Bacher, Sprecher der Staatsanwaltschaft Graz. „Ihm tut alles leid, was passiert ist und was er wieder einmal im Drogenrausch angerichtet hat“, sagt sein Anwalt Gregor Kohlbacher, der den Mann vertritt. Der Deutsche wolle das Verfahren nicht unnötig verzögern und werde sich selbstverständlich schnellstmöglich ausliefern lassen, „er wird dem verkürzten Auslieferungsverfahren zustimmen“. Hintergrund der Geiselnahme: Der 28-Jährige hatte im Vollzug offenbar kein Problem, an Drogen zu kommen, will im Drogenrausch dann als Mitläufer gehandelt haben. Zwei europäische Haftbefehle gegen den Mann waren jedenfalls zum Festnahmezeitpunkt aktuell. Seine bisherige kriminelle Vergangenheit rührt von Beschaffungsdelikten her, ehe er nun an der Geiselnahme beteiligt war.

Zwei Straftäter weiter flüchtig

Ein Duo aus dem Geiselnehmer-Quartett ist weiterhin flüchtig. Gesucht wird nach einem entkommenen Bosnier und einem Kosovaren, Denis Eler und Zeqir Beqiri. Sie gelten als gefährlich, warnten die Behörden.