Die heimischen Biobauern stecken in der Krise: 287 Landwirte haben im Vorjahr ihre Bio-Verträge gekündigt, im Bezirk Hartberg-Fürstenfeld sind alleine heuer 24 Betriebe aus dem Programm ausgestiegen – wir haben berichtet. Wenngleich viele junge Menschen aktuell auch in die Bio-Landwirtschaft einsteigen, bereitet die Marktsituation den Verantwortlichen Sorgenfalten: „Der Bio-Zug steckt fest und es liegt daran, dass die meisten Menschen glauben, sich Bio in Zeiten wie diesen nicht mehr leisten zu können“, versucht Thomas Gschier, Verbandsobmann der „Bio Ernte Steiermark“ eine Erklärung zu finden.

Message kommt nicht an

Den Ball schießt Gschier von vornherein der Politik zu: Der größte Biobauern-Verband des Landes fordert einen politischen Konsens über Anerkennung und finanzielle Wertschätzung der heimischen Biohöfe: In den Raum stellen Obmann Thomas Gschier und Geschäftsführer Josef Renner etwa unter anderem eine staatliche Abgabegebühr zur Sicherung der heimischen Bio-Produktion. „So könnte es etwa monatlich einen fixen Anteil, beispielsweise in der Sozialversicherung geben“, meint Gschier. Demnach müsste jede Staatsbürgerin und jeder Staatsbürger einen Anteil seiner Sozialversicherung an die Bio-Produktion des Landes abliefern, sozusagen eine „Öko-Steuer“. „Bio hat doch auch mit Gesundheit zu tun“, argumentiert Gschier.

„Wir sehen und spüren es ja fast täglich, dass sich unsere Welt verändert. Und wenn der Bauernbund dann das Renaturierungsgesetz im Vorhinein ablehnt, dann verschließen wir die Augen vor der Realität. Wenn wir auf Teilen unserer Flächen die Produktion stilllegen sollen, dann müssen wir dementsprechend entschädigt werden“, kritisiert der Verbandsobmann, der selbst Landwirt ist und eine bekannte Bio-Molkerei führt. „Es macht den Anschein, Bio sei in die Jahre gekommen. Dabei gehe es rein darum, dem Thema einen Platz auf politischer Ebene zu verschaffen“, so der Landwirt. „Die Bio-Bauern alleine haben aktuell nicht mehr die Kraft, die Botschaft beim Konsumenten zu positionieren“.

Entlastung der Bauern

Ist es ein Imageproblem der Bio-Szene? Oder haben die Menschen tatsächlich zu wenig Geld für höherwertigere Lebensmittel übrig? Der Obmann der steirischen Bio-Bauern versucht eine Frage zu formulieren, auf die er glaubt, längst eine Antwort gefunden zu haben: „Es darf in Österreich jedenfalls nicht sein, dass sich eine Jungmutter vor dem Einkaufsregal überlegen muss, ob sie sich ein Bio-Produkt überhaupt leisten kann“, argumentiert der Hitzendorfer.

Simone Schmiedtbauer möchte Bio vor allem für steirische Kantinen und Großküchen schmackhaft machen
Simone Schmiedtbauer möchte Bio vor allem für steirische Kantinen und Großküchen schmackhaft machen © Archiv

Steht eine eigene gesonderte Abgabe wie die neue ORF-Gebühr ebenso im Raum? Hier winkt der Verband ab – zumindest mit dem Begriff will man sich nicht vergleichen. „Das wäre wahrscheinlich der Genickbruch für die Bio-Branche und würde Unverständnis auslösen. Es geht um eine kleine, vielleicht auch temporäre Belohnungsgebühr für die Bauern, damit der Bio-Markt gesichert bleibt“. Der Verband könne sich auch eine Reduktion der Versicherungsbeiträge für die Bio-Betriebe vorstellen.

Anfang September verhandeln der Bio-Verband und die steirische Agrarpolitik im Landwirtschaftsministerium Wien das Bio-Aktionsprogramm für 2025. Großes Thema wird dabei nicht nur der mögliche Abgabenbeitrag. Gemeinsam mit Agrarlandesrätin Simone Schmiedtbauer sollen zudem fünf bis sieben steirische Biomodellregionen aus dem Boden gestampft werden, in denen etwa die Versorgung von Großküchen und Kantinen öffentlicher Einrichtungen mit Bio-Produkten forciert werden soll.