Acht Jahre Haft für bewaffneten Raub. Die Verkündung dieses Urteils beim Prozess am Grazer Straflandesgericht reichte aus, um bei einem Tschechen (21) die Sicherungen komplett durchbrennen zu lassen. Wie berichtet, konnte der Trafikräuber im Verhandlungssaal erst durch den Einsatz von fünf Justizwachebeamten gebändigt werden. Zuvor trat der Tobende Sessel um, attackierte mit Händen und Füßen seine Bewacher. Zwei Beamte haben den Ausraster mit Verletzungen bezahlt (Bisswunde, Hämatom, Tragegips nach Handverletzung). Bei den Handgreiflichkeiten dürfte der 21-Jährige versucht haben, an den Einsatzstock bzw. Pfefferspray zu gelangen.

Zu zweit war der Räuber bewacht worden, laufend provozierte er. „Seine Gefährlichkeit war nicht absehbar“, erklärt Manfred Ulrich, interimistischer Leiter der Justizanstalt Graz-Jakomini. „Hätte es einen Verdacht diesbezüglich gegeben, wäre das Personal aufgestockt worden.“ Nachsatz: „Menschen sind nicht berechenbar.“ Die schnelle Alarmierung weiterer Beamter habe jedenfalls gut funktioniert. „So ein massiver Vorfall ist zum Glück die Ausnahme, das kommt vielleicht alle zehn Jahre vor“, ergänzt Gerichtssprecherin Barbara Schwarz. Der Ausraster hat für den 21-Jährigen ein Nachspiel: Ein Verfahren wegen Widerstands gegen die Staatsgewalt wurde bereits eingeleitet.

„Probleme zur Kenntnis nehmen“

Justizwache-Gewerkschafter Mario Raudner sieht im Gespräch mit der Kleinen Zeitung durch den aktuellen Vorfall bestätigt, „dass die massiven Aggressionen und die Gewaltbereitschaft unter den Insassen zunehmen“. Zusätzlich gäbe es immer mehr psychische Auffälligkeiten bei ohnehin schon gefährlichen Insassen. „Das müssen alles die Justizwachebeamten stemmen, obwohl die Personaldecke zu dünn ist. Viele unserer Leute sind ausgebrannt“, richtet der Personalvertreter einen Hilferuf an die Politik. „Das Ministerium muss endlich zur Kenntnis nehmen, welche Probleme es gibt.“ Es sei etwa nicht einzusehen, warum Sicherheitsmaßnahmen bei gefährlichen Häftlingen viel zu schnell aufgehoben werden. Das bringe Unruhe bei Mitinsassen und gefährde Beamte. Justizwache-Gewerkschafter Rudolf Wendlandt abschließend zum Vorfall: „Es zeigt, was in unserem Job abverlangt wird. Man muss den Kollegen danken - durch sie ist sonst im Saal niemand zu Schaden gekommen.“