Insgesamt satte 200.000 Euro Beute, ergaunert bei fünf leichtgläubigen Opfern. Höhepunkt dabei: Mindestens 100.000 Euro in bar plus Schmuck um 10.000 Euro, direkt von einer oststeirischen Pensionistin. Die Lüge dahinter: Wegen eines drohenden Einbruchs bei den Betroffenen würde das Bargeld und die Wertsachen sicherheitshalber von der Polizei in Sicherheit gebracht werden - die fünf Opfer saßen allerdings allesamt falschen Beamten auf. Am Mittwoch folgt der Prozess gegen zwei Türken wegen schwerem gewerbsmäßigen Betrugs im Rahmen einer kriminellen Organisation am Grazer Straflandesgericht. „Ihre Rolle war die von Abholern“, schildert Heimo Kohlbacher, Sprecher der Landespolizeidirektion, im Vorfeld. „Einer von ihnen war laut Ermittlern aber sehr motiviert, in der Hierarchie nach oben zu kommen.“

Derzeit sei die Lage bei der Betrugsmasche „eher ruhig. Aber man darf sich nicht täuschen lassen, es kommt meistens in Wellen.“ Weiterhin sei Vorsicht geboten, sollten Polizisten am Telefon Geld einfordern und abholen wollen. „Unbedingt sofort jede Verdächtigung an 133 melden“, bittet Kohlbacher. Das erleichtere den Kriminalisten die Arbeit. Das kriminelle Netzwerk hinter den falschen Polizisten hat an der Spitze Callcenter in Osteuropa oder der Türkei. Dazu kommen regionale „Betreuer“ und kurzfristig angeheuerte Boten als letztes Rädchen im großen Ganzen. „Anrufe treten immer geballt auf“, oft seien es Hunderte an einem Tag in einem Bezirk. Auch für die kleinen Rädchen zahlt sich das „Laufen“ aus. Bis zu zehn Prozent der Beute sollen sie einstreifen.

Ermittlungsgruppe „Falsche Polizisten“

Aufgrund der zunehmenden Anzahl an Anzeigen wurde im September 2022 die „Ermittlungsgruppe Falsche Polizisten“ (EG FaPo) zur Bekämpfung der Betrugsmasche gegründet. Unter der Leitung des Bundeskriminalamts und des Landeskriminalamts (LKA) Niederösterreich sind bundesweit alle Landeskriminalämter beteiligt.

Durch das Phänomen des Polizeitrickbetrugs entstanden in Österreich in den vergangenen Jahren enorme Schadenssummen. Im Jahr 2021 wurden rund sieben Millionen Euro Schaden, 2022 rund 15 Millionen Euro und 2023 bereits rund 19 Millionen Euro verzeichnet. Dank der „EG FaPo“ konnten innerhalb eines Jahres 99 Betrüger festgenommen werden. 2022 wurden in der Steiermark vier, 2023 bereits zwölf „falsche Polizisten“ festgenommen.

Im vergangenen Herbst hat es in Graz bereits einen Prozess gegen zwei beteiligte Betrüger gegeben: 24 Monate Haft setzte es dabei für den Abholer, 18 Monate (davon elf bedingt) für den Aufpasser.