Dass der Sommer 2023 neue Maßstäbe setzen wird, war spätestens am 4. August klar. 1348 Unwettereinsätze standen um Mitternacht auf der Liste der Feuerwehr-Landesleitzentrale, mehr als im ganzen Jahr 2021. Damit wurde auch ein neuer Tagesrekord aufgestellt. Und weil von Waldbränden über Sturmfronten bis hin zu Hagel und Eisregen noch weitere Wetterphänomene das Steirerland heimsuchten, schnellten Zahlen in der Jahresstatistik des Landesfeuerwehrverbands gewaltig nach oben. 2023 zählte von den Einsatzzahlen her zu den Top drei der letzten beiden Jahrzehnte.
Er blicke mit gemischten Gefühlen auf diese Zahlen, sagte Landesbranddirektor Reinhard Leichtfried Donnerstagabend in Lebring, wo er bei einem Empfang die Bilanz präsentierte. „Sie sind ein Beleg für das großartige Engagement und die Professionalität der Feuerwehren, aber sie spiegeln auch eine Realität wider, die wir uns nicht wünschen.“ Unwetter seien in den letzten Jahren häufiger und intensiver geworden, mehrere Großeinsätze pro Jahr mittlerweile die Norm, gab er zu bedenken. „Die Natur hat uns 2023 oft an unsere Grenzen gebracht“, so der steirische Feuerwehrchef.
Ein Jahr der Bewährung
Die Feuerwehren hätten jedoch gezeigt, „dass wir das Rückgrat unserer steirischen Sicherheitsarchitektur sind“, betonte Leichtfried. Bewährt hätten sich vor allem die Einsatzkonzepte der insgesamt 766 Feuerwehren in der Steiermark, 690 davon freiwillige und des regional gegliederten Katastrophen-Hilfsdienst. Der großflächige Stromausfall Anfang Dezember in den Bezirken Murtal und Murau rückte auch wieder die Blackout-Vorsorge in den Mittelpunkt. Bei der Feuerwehr ist sie jedenfalls weit gediehen: In mehr als der Hälfte der Rüsthäuser steht ein Notstromaggregat, jeder der 17 Feuerwehrbezirke hat auch mindestens ein mobiles Großgerät. Allerdings gilt, wie auch für die 1300 Kleinaggregate: Aufrechterhalten wird damit nur die eigene Einsatzbereitschaft.
Insgesamt wurden die steirischen Feuerwehren im Vorjahr 51.699-mal zu Einsätzen alarmiert, das sind im Schnitt mehr als 141 Einsätze pro Tag. Etwas weniger zu tun gab es aufgrund von Bränden und Brandsicherheitswachen (12.480 Einsätze, minus 571), die Zahl der technischen Hilfeleistungen schnellte unwetterbedingt um 3616 Einsätze hinauf auf 39.219 Alarmierungen. Aussagekräftig ist die Zahl von 698.565 „Einsatz-Mannstunden“, die von Feuerwehrleuten im Vorjahr insgesamt geleistet wurden (plus 157.386). Da sind die mehr als vier Millionen Stunden für Übungen, Ausbildungen und Vereinstätigkeiten noch nicht eingerechnet.
Was kommt in diesem Jahr auf die Feuerwehren zu? Leichtfried verweist einmal mehr auf die Schnelllebigkeit der Digitalisierung und des technologischen Fortschritts, mit dem man ständig Schritt halten müsste. Bei den Feuerwehrdrohnen hat man im Vorjahr den Anschluss gefunden: 18 Drohnen-Plattformen mit hochauflösender Wärmebildkamera wurden beschafft, eine für jeden Bereichsstützpunkt und die Feuerwehrschule. Gleich nach der Anlieferung flogen die ersten Drohnen bei strömenden Regen über das Hochwassergebiet in der Südsteiermark. „Die Leistungen übertrafen alle Erwartungen“, ist man im Landesfeuerwehrverband begeistert. Auch mit Rollcontainern für Waldbrände und Hochwasser (mit je zwei Pumpen und einem Aggregat) wurden die Bezirke ausgestattet. Demnächst sollen Großpumpen folgen. „Wir werden diese Pakete demnächst schnüren“, kündigte Landeshauptmann Christopher Drexler an. Die Feuerwehren sollen die notwendige zeitgemäße Ausrüstung vorfinden, wenn sie teils unter Einsatz ihres Lebens für die Steirerinnen und Steirer da sind.
Auf Anschuldigungen, die in Briefen anonym gegen ihn und seinen Stellvertreter Christian Leitgeb erhoben wurden, ging Leichtfried kurz ein, indem er sie zurückwies. In den Schreiben soll der Feuerwehrspitze ein zu leichtfertiger Umgang mit den Mitteln für die Ausrüstung vorgeworfen worden sein.