Die Schell Collection, im Grazer Volksmund meist schlicht „Schlüsselmuseum“ genannt, hat zu Saisonbeginn gleich zwei spektakuläre Neuerwerbungen präsentiert. Die Familie von Sammler-Urgestein und Bergsteigerlegende Hanns Schell erwarb vom bayerischen Kunsthändler Peter Mühlbauer neben einem seltenen Renaissance-Juwelenkabinett aus Nürnberg eine historisch bedeutsame, höfische Schreibschatulle aus dem 18. Jahrhundert.
Letztere wurde im Auftrag von Fürsterzbischof Leopold Anton von Firmian (1679-1744) von dem am Hof in Salzburg beschäftigten Waffen- und Kunstschmied Georg Martin Gizl angefertigt und ist, wie Mühlbauer bei der Präsentation der beiden Exponate erläuterte, ein besonders reich verziertes und aufwändig gestaltetes Beispiel von Gizls außergewöhnlichem Kunsthandwerk. Werke Gizls befinden sich unter anderem im Besitz des British Museum und des Metropolitan Museum in New York. Schell bezeichnete den Erwerb der beiden Kunstgegenstände als „für mich als Sammler der größte Höhepunkt, den ich noch erleben darf.“
Neben Salzburg hat die fürsterzbischöfliche Prunk-Schatulle auch eine besondere Bedeutung für die Steiermark, da Leopold Anton von Firmian von 1724 bis 1727 auch Bischof der Diözese Seckau war. Schell stellte in Aussicht, dass das neue Prunkstück seiner Sammlung künftig auch als Leihgabe sowohl in Seckau als auch in Salzburg ausgestellt werden könnte. Dass es sich bei den beiden Neuerwerbungen der Schell Collection, die schon seit geraumer Zeit von Schells Söhnen gemanagt wird und in eine gemeinnützige Stiftung umgewandelt wurde, um besondere Stücke handelt, zeigte auch die Anwesenheit von Landeshauptmann und Kulturrreferent Christopher Drexler und Kulturstadtrat Günter Riegler (beide ÖVP). Riegler nützte seinen Auftritt, um eine neue Privatmuseenförderung anzukündigen, die er im Februar im Grazer Gemeinderat präsentieren will.
Der Kaufpreis der beiden Gegenstände wurde, wie in solchen Fällen üblich, geheim gehalten. Zuletzt hatte die Firmian-Prunkschatulle im Dezember 2014 bei Christie’s in New York um 233.000 US-Dollar den Besitzer gewechselt.
Andreas Stangl