Niemand will, dass er geht. Doch das Gesetz sieht es so vor. Bashar Salman Al-Ithawi lebt seit neun Jahren in Österreich. In Neumarkt in der Steiermark hat er sich ein Leben aufgebaut, wohnt seit zwei Jahren im Nachbarort St. Lambrecht mit seiner Freundin zusammen. Die beiden lernen sich 2020 bei einer Party kennen: „Ich war hin und weg von seiner liebevollen Art“, sagt die 25-jährige Victoria Neuhold. Im vergangenen September beschließen sie zu heiraten. Doch dazu kommt es nicht. Da Al-Ithawi keine Aufenthaltsgenehmigung besitzt, soll er vor der Eheschließung eine Erlaubnis beim Asylamt einholen. Das Standesamt verweist den 37-Jährigen an das Bundesamt für Fremdenwesen und Asyl (BFA). Die Gründe dafür sind unklar. Aus dem Standesamt möchte man dazu keine Stellungnahme abgeben. Das BFA erklärt, dass es kein derartiges Gesetz gibt, das Personen ohne Aufenthaltsgenehmigung verpflichtet, sich zwingend beim Asylamt zu melden.

Dort wird der 37-jährige Iraker allerdings in Schubhaft genommen. Jetzt droht ihm die Abschiebung. Das Anhaltezentrum Vordernberg, wo sich Al-Ithawi aktuell befindet, kann keine Angaben zu seinem Fall machen. Gleiches gilt für das BFA, das zu individuellen Fällen keine detaillierten Informationen bereitstellen kann.

Petition gestartet

Seit über vier Monaten kämpfen nun Freunde, Gemeindebewohnerinnen und -bewohner für das Bleiberecht von Al-Ithawi. „Er spricht Deutsch, hat sich integriert und sich das Recht verdient, in Österreich zu sein“, sagt Beatrice Hoi. Gemeinsam mit ihrer Mutter Silvia haben die beiden Frauen eine Online-Petition gestartet, die Al-Ithawis Abschiebung verhindern soll. Bis Freitag haben sich bereits über 800 Menschen gefunden, die sich dafür einsetzen, dass der Iraker in der Steiermark bleiben darf.

Al-Ithawi mit seiner Verlobten Victoria Neuhold (links) und mit der gemeinsamen Freundin des Paares, Beatrice Hoi (rechts)
Al-Ithawi mit seiner Verlobten Victoria Neuhold (links) und mit der gemeinsamen Freundin des Paares, Beatrice Hoi (rechts) © Privat

In der ganzen Gemeinde wird der 37-Jährige geschätzt. Eine Zeit lang betreibt er einen Kebabladen am Hauptplatz, bis ihm die temporäre Arbeitsbewilligung entzogen wird, erzählt Hoi. Auch seine Ausbildung zum Sozialbetreuer für Menschen mit Behinderung muss er abbrechen. Der 37-Jährige besuchte die Schule für Sozialbetreuungsberufe (SOB) in Villach: „Bashar ist ein sehr beherzter, kluger Schüler und versteht sich mit der ganzen Klasse“, sagt Direktorin Susanne Lissy.

Termin für Abschiebung steht fest

Für Al-Ithawis Freunde und Bekannte ergibt die Abschiebung keinen Sinn, sie wenden sich auch an den Bundespräsidenten und bitten um Unterstützung. Aus einem Schreiben der Präsidentschaftskanzlei vom 9. Jänner geht hervor, dass man das Innenministerium noch einmal auf den Fall aufmerksam machen wolle. Laut Beatrice und Silvia Hoi soll jedoch bereits ein Charterflieger bestellt und ein genauer Termin für eine Abschiebung im Februar feststehen. Wie es mit Al-Ithawi nun weitergeht, ist unklar.