Bereits in der Volksschule wurde Lena Johanna Hödl (27) schikaniert, sie fand nur schwer Anschluss. Doch schon früh hat die junge Frau, die in Haselsdorf aufgewachsen ist, die Liebe zum Schreiben entdeckt: „Ich habe super schnell lesen gelernt und habe heimlich unter dem Tisch gelesen.“ Auch im Gymnasium wurde ihr Talent zum Schreiben rasch erkannt: „Ich habe es genossen, absurden Scheiß zu schreiben, Monty-Python-mäßig, aber es hat meinen Lehrern gut gefallen.“

Sie hat ihre Gedanken in den Texten verarbeitet. Sie schrieb einen so depressiven Text, dass sie die Schulpsychologin aufsuchen musste. Ihre Borderline-Erkrankung prägte die folgenden Jahre sehr. Heute ist sie austherapiert, aber sie ist dennoch kein Mensch für die feine Klinge, weshalb ihre Texte oft als sehr „krass“ empfunden werden.

Der Ekel

In der Szene sei sogar die Bezeichnung „ein Text hödelt“ etabliert worden. Der Begriff beschreibt den Moment, wenn der Text „normal“ beginnt und dann gibt es einen „Was-zur-Hölle-Moment“: „Am Anfang fand ich das noch ganz lustig, aber Leute sagen das mittlerweile über fast alle meine Texte. Ich verstehe, woher es kommt, empfinde es aber als respektlos.“ Sie habe einmal einen Text bei einer Lesebühne vorgelesen, in dem sie Sex mit der Autorin J. K. Rowling hatte, die danach nicht mehr transfeindlich war. Die Reaktionen der Leute wären von „Boah, was für ein krasser Text“ über „voll arg“ bis hin zu „der Text ist gehödelt“ gewesen. Danach las eine Frau einen Text über sich vor, die über 30 ist und nicht weiß, wie viele Nudeln sie sich kochen soll. „Ich dachte, ah ok, das ist der Standard.“

Faszinieren würden sie extreme Gefühle wie Ekel – sie arbeitet sogar an einem Kabarett-Programm namens „Der Ekel“. „Ich mag diese krassen Grundemotionen. Natürlich ist es eklig, wenn jemand in der Früh aufwacht und Raucherhusten hat und das dann an die Wand schmiert“, bezieht sie sich auf eine Stelle in ihrem neuesten Buch „Ungeheuer“, „aber ich frage mich, warum die Menschen so geschockt davon sind. Leute machen das! Ich hab das früher in die Bettwäsche geschmiert.“

Rimming, Menschenrechte und die KPÖ

Am besten sei sie darin, autobiografisch zu schreiben, dachte aber früher, dass man dazu berühmt sein muss. „Je mehr ich mich mit Kunst beschäftige, desto mehr verstehe ich, dass es keine Grenzen gibt. Die hat man nur automatisch im Kopf, auch ich“, sagt sie. Man müsse sich viel mehr trauen, zu experimentieren. „Ich habe mir gedacht, ich würde gerne eine PowerPoint-Präsentation über Rimming, also das Stimulieren des Anus mit Zunge und Lippen, machen, das hypet gerade so. Also habe ich diese bei meiner nächsten Lesung präsentiert.“ Sie habe das Gefühl, vor allem Männer würden sich eher trauen, etwas „richtig Dummes“ zu tun.

Trotzdem bezeichnet Hödl sich auch als Feministin und erklärt es so: „Es ist total einfach, Feminismus ist: Leute in Ruhe lassen, ihnen ihre Menschenrechte und ihre eigenen Entscheidungen zugestehen und die super engen Scheuklappen, die man hat, ein bisschen zu hinterfragen.“ Die Tatsache, dass mehr Frauen und weniger Männer sich dem Feminismus hingeben, erklärt sie mit dem Kommunismus: „Die KPÖ wäre so viel erfolgreicher, wenn sie nicht KPÖ heißen würde, denn die Leute hören Kommunismus und sagen: ‚Oh mein Gott, Stalin‘. Die Leute hören Feminismus und sagen: ‚Aha, das ist nur gut für Frauen‘.“ Feminismus sei für jedes Geschlecht da.