Mit 30 Jahren flog Parallelboarderin Claudia Riegler aus allen Kadern. „Ich sei zu alt, hieß es. Gerade deshalb werde ich sehr gern auf mein Alter angesprochen“, sagt die Salzburgerin mit einem breitem Grinsen. Quasi eine Spätzünderin. „Die erste Medaille kam mit 37, dann der WM-Titel mit 41 und jetzt der Heimerfolg. Das ist cool. Vor allem, weil der Saisonauftakt ja komplett in die Hose ging.“ Unfassbare 15 Jahre später schrieb die sechsfache Weltcupsiegerin eben mit diesem Sieg beim Parallel-Slalom in Bad Gastein Geschichte. Sie ist die älteste Snowboarderin, die jemals ein Weltcup-Rennen gewonnen hat. Olympia 2022 ist sozusagen nicht ausgeschlossen?
Dabei hätte sie in der kaderlosen Zeit beinahe einen Schlussstrich gezogen. „Die Zeit hat mich gebrochen, da ich ein Jahr später starke Leistungen gezeigt habe. Zum Glück kam ein Trainerwechsel. Felix Stadler, der damals selbst aus den Kadern flog, wurde Trainer, und auch mein privater Servicemann kam ins Team. Für mich war das ein Zeichen, dass es weitergeht. Ich konnte mich beweisen und war zurück.“
Wären da nicht die ständigen Zweifel an ihr selbst, die sie als kontinuierliche Challenge sieht. „Das Hirn rattert den ganzen Tag und sehr viel davon ist negativ. Da muss man sich beobachten und sofort den Fokus darauf richten, wohin man will. Wir sind quasi programmiert, das muss man einmal durchbrechen.“ Ein primärer Teil ihres Lebens dreht sich also um das Thema Energetik, Meditation und Yoga:
Den Drang sich weiterzuentwickeln
Die Motivation von Claudia Riegler ist immer noch groß, die Weltmeisterin 2015 hat Spaß am Boarden. Sie verspürt das Gefühl, sich unentwegt steigern zu können, hat den Drang, sich weiterzuentwickeln. Das treibt sie voran. „Mich hindert nur meine Ungeduld. Da gibt es Phasen, in denen ich volles Vertrauen habe und dann plötzlich wieder nicht“, verrät die Wintersportlerin, die vor ihrer tschechischen Snowboardkollegin Ester Ledecka den Hut zieht. „Weil sie bei Olympia mit Alpin- und Snowboard-Gold das Unmögliche möglich gemacht hat. Man glaubt, alles ist schwarz auf weiß geschrieben, aber das ist nicht so. Wenn man dran bleibt und kämpft, ist nichts ausgeschlossen.“ Apropos Höhepunkt. Dieser geht ab 31. Jänner in Park City in Szene: Snowboard-WM. „Der Heimsieg beflügelt, gibt Selbstvertrauen. Ich freu mich schon.“
Auf die Frage nach ihrem größten Traum kommt die Powerfrau über Hawaii ins Schwärmen. „Da muss ich unbedingt wieder hin. Dort gibt es eine spezielle Energie. Man muss es selbst erleben, um es zu verstehen. Sonst will ich weiter lachend durchs Leben gehen und glücklich sein. Wehwehchen gibt’s auch keine.