Im Mai hat es nach der Sprunggelenks-Operation noch nicht so ausgeschaut, als ob Sie heuer noch einmal eine volle Weltcupsaison anhängen. Heute schauen Sie positiv in die Zukunft?

SIGI GRABNER: Stimmt, nach dem Eingriff vor fünf Monaten wusste ich nicht, ob ich jemals wieder ein Rennen mit voller Belastung fahren werde können. Erst vor Kurzem haben ich grünes Licht von den Ärzten bekommen und bei den Trainings- und Zeitläufen habe ich überhaupt keine Probleme mehr. Keine Schmerzen, die Unsicherheit ist weg - der Fuß hält. Der Weg zurück zur Spitze wird zwar nicht einfach sein, aber das fordert mich heraus. Ich wollte auch nicht meine Karriere gezwungenermaßen wegen einer Verletzung beenden. Das wäre nicht mein Stil.

Der nächste Schritt wäre . . .?

GRABNER: Noch ist nicht alles perfekt. Die Position, die Bewegung, der Druckaufbau. Daran muss ich jetzt noch arbeiten. Deshalb geht es wieder nach Andorra zum Training.

Wo Sie schon eine Weile leben?

GRABNER: Ja, elf Jahre. Die Zeit vergeht so schnell . . .

Sie sind schon so lange dabei. Seit 1994 Snowboard-Profi, noch ein Urgestein der ISF. Da gibt es nicht mehr viele?

GRABNER: Es sind nur mehr wenige. Aber auch ein Jasey Jay Anderson kommt heuer wieder zurück. Er ist gleich alt, produziert selbst Boards. Und feiert schon allein deshalb ein Comeback, um seine Produkte selbst im Wettbewerb testen zu können. Das ist bei mir ähnlich.

Im alpinen Schisport schaut es aus Kärntner Sicht mit Siegläufern nicht so gut aus. Versprechen da die Snowboard-Talente eine rosigere Zukunft?

GRABNER: Ja, gut möglich. Die Nachwuchsarbeit ist in Kärnten nicht so schlecht. Da gibt es ein paar Nesterln, wo man sich um den Nachwuchs richtig kümmert. Obwohl es ja immer schwieriger wird. Die Eltern müssen viel Zeit und Geld investieren. Dazu gibt es für junge Leute eine Menge anderer Zerstreuungsmöglichkeiten. Und manchmal glaube ich, dass die Ernsthaftigkeit bei manchen fehlt: der bedingungslose Einsatz für den Sport.

Heißt das, junge Menschen können sich nicht mehr quälen?

GRABNER: Es gibt immer weniger, die das tun. Kärnten ist aber kein Sonderfall. Auch aus Salzburg, einst eine Snowboard-Hochburg, kommen derzeit keine Siegläufer. Die Zeit vergeht, der Mensch ändert sich.