Rechtzeitig vor der Heim-WM ist Stefan Kraft am Sonntag auf die oberste Stufe des Podests zurückgekehrt. Der 25-jährige Skisprung-Weltmeister feierte in Zakopane seinen 13. Weltcupsieg und beendete damit nach 35 Bewerben auch die lange Serie ohne ÖSV-Erfolg im Weltcup. Kraft hatte als zuvor letzter Österreicher am 26. März 2017 in Planica gewonnen.
Im vergangenen Winter hatte der bei der WM in Lahti 2017 zweifach vergoldete Salzburger die Olympia-Enttäuschung verkraften und Rückschläge hinnehmen müssen. Doch bei der Vierschanzen-Tournee meldete sich Kraft zurück, schaffte dort drei Podestplätze, wurde im Val di Fiemme Zweiter und lieferte nun an beiden Tagen in Polen starke Sprünge ab. Beim zweiten Rang des ÖSV-Quartetts im Teambewerb am Samstag hätte er die inoffizielle Einzelwertung gewonnen, am Sonntag dominierte er den Bewerb.
Bei seinem zweiten Erfolg im polnischen Skisprung-Zentrum nach 2016 triumphierte der Salzburger nach Halbzeitführung mit 133 und 132,5 Metern um 2,6 Punkte vor dem Norweger Robert Johansson (131,5/133,5) und 5,0 vor dem Japaner Yukiya Sato (133/131,5). Zwischen seinen beiden jüngsten Erfolgen hatte Kraft immerhin zwölf Podestplätze erreicht.
"Zakopane liegt mir"
Nach dem ersten Erfolg nach langer Zeit war der Sieger in Hochstimmung. "Ich habe mich schon richtig darauf gefreut, wieder einmal die Hymne zu hören. Das ist doch ein besonderes Gefühl", sagte der Ex-Weltcupsieger. "Ich bin richtig happy, dass das hier vor 30.000 oder 40.000 Leuten passiert ist, Zakopane liegt mir."
Die Steigerung schrieb Kraft auch dem "Faux-Pas" von Garmisch bei der Tournee (verpasstes Finale) zu. "Seit Garmisch ist mit ein Licht aufgegangen, es ist von Wochenende zu Wochenende besser geworden, ich habe jetzt eine richtige Gaudi dabei, das Gefühl stimmt und irgendwann kommt der Sieg. Dass es doch relativ schnell gegangen ist und der Sieg jetzt schon kommt, da bin ich mega-happy und ich hoffe, dass ich das so fortsetzen kann."
Kraft will aber nicht zu euphorisch werden. "Es taugt mir irrsinnig, die Sprung-Idee ist cool. Ich werde das Gefühl speichern, aber auf dem Boden bleiben. Die Heim-WM ist noch ein bisschen weg, aber die Vorfreude ist trotzdem schon groß."
Felder: "Warten schon ewig drauf"
Daniel Huber (131/131,5 m) landete als zweitbester Österreicher an der sechsten Stelle und holte damit seinen dritten Top-Ten-Platz der Saison. Michael Hayböck klassierte sich als 16. (130/128,5), wird aber die nächste Station in Sapporo ebenso wie Philipp Aschenwald (29.) auslassen und stattdessen trainieren. Der 20-jährige Jan Hörl legte nach dem gelungenen Team-Debüt eine weitere Talentprobe ab und schaffte als 21. sein bisher bestes Weltcup-Resultat.
ÖSV-Cheftrainer Andreas Felder war nach dem Erfolg Krafts erleichtert. "Es freut mich irrsinnig, dass es endlich einmal gelungen ist, einen Sieg zu machen, denn wir warten schon ewig drauf. Das ist für uns Skispringer irrsinnig wichtig", erklärte der Tiroler. An die WM dachte er aber noch nicht. "Das ist der Sieg in Zakopane und Seefeld ist noch ein Zeiterl weg. Bis dahin sind noch viele Aufgaben vor uns und wir werden uns Schritt für Schritt vorbereiten."
Die Elite hat enttäuscht
Für die vier besten Springer der Weltcup-Saison lief es nicht nach Wunsch. Spitzenreiter Ryoyu Kobayashi war nach dem ersten Durchgang nur 23. (124 m), mit 133,5 Metern verbesserte er sich aber noch an die siebente Stelle. Damit egalisierte der neunfache Saisonsieger sein bisher schwächstes Saisonresultat.
Für die von zehntausenden Fans angefeuerten Lokalmatadore setzte es eine Enttäuschung. Dawid Kubacki klassierte sich als bester Pole nur an der 12. Stelle, Olympia- und Weltcupsieger Kamil Stoch verpasste als 36. sogar den zweiten Durchgang.