Ryoyu Kobayashi hat die 67. Vierschanzentournee eindrucksvoll dominiert. Der 22-Jährige gewann am Sonntag in Bischofshofen mit etwas Glück auch die letzte Konkurrenz und schaffte damit als erst dritter Springer nach Sven Hannawald (2002) und Kamil Stoch (2018) den Grand Slam. Kobayashi triumphierte als zweiter Japaner und 21 Jahre nach Kazuyoshi Funaki bei dem Skisprung-Klassiker.
Für Stefan Kraft (134/131,5 m) gab es ein versöhnliches Ende. Der Lokalmatador landete als bester Österreicher bei schwierigen Bedingungen auf dem Außerleitner-Bakken hinter dem Polen Dawid Kubacki (138/130) an der dritten Stelle und holte damit seinen dritten Podestplatz nach den Rängen drei in Oberstdorf und zwei in Innsbruck.
Kraft freute sich "extrem" über den neuerlichen Podestplatz. "Dass sich das ausgeht, ist megageil", jubelte der 25-Jährige im ORF-TV-Interview. Man sollte eine Tournee mit Streichresultat austragen, scherzte er angesichts seines Patzers am Neujahrstag im zweiten Bewerb. "Aber ich habe mich gut erfangen, jetzt freue ich mich auf die nächsten Weltcups und die WM ist auch im Hinterkopf."
Er habe auch selbst etwas gezweifelt, gab der Doppel-Weltmeister zu. "Aber jetzt weiß ich, ich kann es auch im Wettkampf gut rüberbringen." Einen möglichen Gesamtrang unter den ersten drei des Pongauers verhinderte das Aus im ersten Durchgang in Garmisch. Mit nur sieben Sprüngen in der Wertung war nicht mehr möglich als der 17. Platz.
Daniel Huber (121/131,5 m) verbesserte sich im Finale von Bischofshofen von der 19. an die 11. Stelle und schloss seine zweite Tournee als bester Österreicher auf dem neunten Gesamtrang ab. Dennoch war der Salzburger nicht uneingeschränkt zufrieden. "Es wäre mehr möglich gewesen", meinte Huber, der sich den einen oder anderen schwächeren Flug leistete. "Aber es geht in die richtige Richtung, der zweite Sprung heute war vielversprechend, darauf kann ich aufbauen." Der 26-Jährige hatte als einziger Österreicher acht Sprünge in die Wertung gebracht.
Kobayashi (135/137,5 m) hatte bei seinem achten Saisonsieg im elften Bewerb, den er vom vierten Halbzeitrang eroberte, 13,8 Punkte Vorsprung auf den Polen Dawid Kubacki und 14,6 auf Kraft. Der Weltcup-Spitzenreiter musste aber nach seiner Final-Bestweite lange warten, ehe der Sieg und der Grand Slam perfekt waren. "Ich hatte alles gegeben, ich habe nur gewartet", sagte Kobayashi. Es sei "unglaublich", dass er den Grand Slam geschafft habe. Sein "Lehrmeister" Noriaki Kasai gratulierte mit einer festen Umarmung.
Markus Eisenbichler, der Halbzeit-Führende, hätte es in der Hand gehabt, den Grand Slam des Japaners zu verhindern. Doch mit 131,5 nach zuvor 137 Metern fiel er auf den fünften Rang zurück. "Heute wäre Ryoyu zu schlagen gewesen, aber ich war ein bisschen nervös", sagte der Bayer, der weiterhin auf seinen ersten Weltcupsieg warten muss. "Ich bin aber happy mit dem zweiten Gesamtrang." Auf Kobayashi hatte er nicht weniger als 62,1 Punkte Rückstand, sein Teamkollege Stephan Leyhe wurde dank des vierten Tagesranges noch Gesamt-Dritter.
Die Überlegenheit Kobayashis kommt auch in der Preisgeldwertung zum Ausdruck. Nach elf von 28 Weltcupbewerben hat er inklusive der Prämie für den Tourneesieg (20.000 Franken/17.770 Euro) insgesamt umgerechnet 115.700 Euro brutto verdient.