Wie tief sitzt bei Ihnen der Stachel nach dem kollektiven Absturz Ihrer Athleten in Garmisch?
ANDREAS FELDER: Das war bitter, aber wir müssen es hinnehmen, wie es ist. Es hat sich in Garmisch schon abgezeichnet, dass wir uns schwertun mit der Schanze. Stefan Kraft hat es mit der Brechstange probiert – das ist in die Hose gegangen. Bei Daniel Huber hat sich am Schluss der Knoten gelöst, bei den anderen leider nicht.
Bei der Tournee-Generalprobe in Engelberg war ein Tag hui, der nächste pfui. Hier bei der Tournee wiederholte sich dieses Spiel.
Das stimmt leider und das wird uns heuer noch öfter passieren. Wir sind noch nicht gefestigt, das habe ich von Anfang an gesagt. Es fehlen noch Sicherheit und Konstanz. Wir müssen nun schauen, dass wir dranbleiben – und daraus kann dann wieder etwas wachsen. Wir dürfen uns von solchen Ergebnissen nicht rausbringen lassen. Es wird wieder eine schwierige Saison werden, aber es sind auch immer wieder Lichtblicke dabei. Sie können gut springen, ich hoffe nur, dass sich das irgendwann stabilisieren wird.
Wie kann man die Springer jetzt für den Bergisel motivieren?
Man darf jetzt nicht den Kopf verlieren. Jede neue Schanze ist ein Neubeginn und ich hoffe, dass wir am Bergisel schnell wieder ein besseres Gefühl bekommen. Und dann wird es auch wieder besser gehen – davon bin ich überzeugt.
Welche Erwartungen haben Sie für Innsbruck?
Natürlich ist es schade, dass wir den Kontakt zu ganz vorne verloren haben. Wir müssen jetzt von Springen zu Springen denken und die Gesamtwertung ausblenden. In Innsbruck ist es sicherlich von Vorteil, dass wir die Schanze vom Training her sehr gut kennen. Aber man darf nicht vergessen, dass vor Heimpublikum Druck dazukommt. Da möchte man natürlich besonders gut springen. Wichtig ist, dass die Burschen bei der Sache bleiben und im richtigen Moment das Richtige abrufen.
War Ihnen bei Ihrem Amtsantritt bewusst, welch große Herausforderung auf Sie wartet?
Natürlich war mir im Vorhinein klar, dass es eine schwierige Saison werden wird. Aber wir werden nicht locker lassen.
Haben Sie mit dem Gedanken gespielt, den einen oder anderen Athleten vorzeitig aus der Tournee herauszunehmen?
Wir haben momentan hauptsächlich ein Wettkampfproblem und das lässt sich nur über Wettkämpfe lösen. Ich sehe keinen Grund, warum jemand aus der Tournee aussteigen sollte. Außerdem, wen sollen wir nachnominieren? Das sind nun einmal derzeit die besten Springer, die wir haben. Vielleicht noch Gregor Schlierenzauer, aber ihm will man nun die Zeit geben, sich für die WM vorzubereiten. Wir müssen jetzt einfach durch diesen Kakao durch, das kann in Innsbruck alles schon wieder anders aussehen. Ich glaube nicht, dass einer der Burschen außer Form ist. Die meisten haben einfach das Problem, dass, wenn sie etwas Besonderes machen wollen, sie es nicht umsetzen können.
Inwieweit kann man als Cheftrainer da mental in die Situation eingreifen?
Man kann jetzt nicht auf den Tisch hauen, sondern muss schauen, dass die Burschen nicht den Glauben an sich selbst verlieren. Wir müssen versuchen, dass sie bei der Stange bleiben, dass sie nach vorne schauen und nicht Angst vor dem Versagen haben.
Es fällt auf, dass Sie trotz der verzwickten Lage eine enorme Ruhe ausstrahlen.
Ich bin ein realistischer Mensch und habe das als Aktiver alles schon mehrmals durchgemacht. Man muss in so einer Situation einfach klar bei der Sache bleiben und darf sich nicht narrisch machen lassen. Wir werden versuchen, ganz ruhig weiterzuarbeiten, und ich bin überzeugt, dass sich der Erfolg einstellen wird. In unserer Sportart kann es sehr schnell gehen, das beweist die Tatsache, dass viele große Sieger derzeit nur hinterherspringen.