Die Ausgangsposition schien günstig, doch am Ende gab es für Mario Seidl nur "Blech". Für den besten Springer blieb am Mittwoch im Großschanzen-Bewerb der Kombinierer bei der Nordischen Ski-WM in Lahti nur der vierte Rang, unmittelbar vor Wilhelm Denifl. Der Deutsche Johannes Rydzek machte im Langlauf eine Minute auf Seidl wett und holte vor Akito Watabe seine dritte Goldmedaille in Finnland.

"Das tut schon ein bisschen weh", gab der WM-Debütant Seidl zu. Er hatte von der Schanze brilliert, mit 46 Sekunden Vorsprung auf Denifl und 54 bzw. 60 auf die späteren Medaillengewinner lief er zunächst ein einsames Rennen an der Spitze. Doch das Solo in der tiefen Spur behagte dem 24-Jährigen nicht. "Ich habe mir alleine schwergetan", sagte er. Unterstützung in der Führungsarbeit hätte alles leichter gemacht. "Es war ein bisschen zu wenig Zug dahinter", resümierte der Salzburger.

Seidl war in dieser Saison auch im Weltcup schon dreimal Vierter gewesen, ehe ihm vor der WM in Pyeongchang die ersten zwei Podestplätze der Karriere (2., 3.) gelangen. Vorzuwerfen hatte er sich in taktischer Hinsicht nichts. "Ich habe es richtig angelegt, leider sind die anderen noch herangekommen."

"Bin auf Sieg gelaufen"

Das Verfolger-Quartett Rydzek, Watabe (Japan), Francois Braud (Frankreich) und Denifl, das sich in der Führung abwechselte, schloss nach drei der vier 2,5-km-Runden zu Seidl auf. Im letzten langen, harten Anstieg mussten Seidl und Denifl die Rivalen ziehen lassen, die Chance auf weiteres Edelmetall für die mannschaftlich neuerlich starke Gruppe von Cheftrainer Christoph Eugen nach Team-Bronze war dahin.

Der 36-jährige Denifl hatte auf seine erste Einzel-Medaille Jagd gemacht. "Ich bin auf Sieg gelaufen, habe gefightet, aber es hat nicht gereicht", sagte der Tiroler. "Das war schwer, die anderen vier waren einfach stärker." Seidl lag im Ziel 17,4 Sekunden hinter Sieger Rydzek und 3,4 hinter dem Bronzerang, Denifl fuhr 9,1 Sekunden hinter seinem Kollegen über die Linie (+26,5).

Rydzek avancierte mit seinem im Schlussanstieg fixierten Erfolg zum "König" der Kombinierer. Nicht nur in Lahti, wo er auch im dritten Bewerb triumphierte, sondern auch in der "ewigen" Bestenliste. Da ließ er mit dem fünften Gold den Franzosen Jason Lamy Chappuis und den Norweger Bjarte Engen Vik dank der höheren Zahl der Silbermedaillen hinter sich. Watabe (+4,8 Sek.) sicherte Japan die erste Einzel-WM-Medaille seit Ramsau 1999.

"Ich habe am Schlussanstieg alles mobilisiert", sagte der 26-jährige Allgäuer Rydzek nach zweitbester Laufzeit. "Ich habe auf meine Stärke hinten raus vertraut." Die Erfolge werde er wohl erst in ein paar Tagen so richtig realisieren.

Taktisch klug

Der Franzose Francois Braud war vor zwei Jahren im Finish Bernhard Gruber unterlegen, er holte immerhin Bronze (13,0). Der Titelverteidiger aus dem Gasteinertal klassierte sich unmittelbar hinter dem WM-Neuling David Pommer (+37,7 Sek.) an neunter Stelle (38,3). "Ich habe alles probiert, bin es taktisch klug angegangen", sagte der 34-jährige Champion von Falun. Mehr sei an diesem Tag nicht möglich gewesen. Nach einem nicht optimalen Sprung war er nur als Achter (+1:16 Min.) in den 10-km-Lauf gestartet.

Pommer, der sich erst am Vortag den fünften Startplatz gesichert hatte, war mit seinem Rennen zufrieden. "Ich konnte zeigen, was ich draufhabe", sagte der Tiroler nach drittbester Laufzeit, die ihn vom 14. Platz nach vorne brachte. Der knapp hinter ihm gestartete Philipp Orter landete an zwölfter Stelle (53,7). Der Kärntner hatte in der dritten Runde viel in die Aufholjagd investiert. "Es war hopp oder drop, am Schluss war es mir etwas zu schnell."