"Ich freue mich einfach, von Beginn an dabei sein zu können. Ich sehe das alles als einen Prozess und habe daher auch keine konkreten Ziele." Das sagt Andreas Kofler vor dem heutigen Auftakt der Vierschanzentournee in Oberstdorf (16.45 Uhr, ORF eins live). Ein Satz, der eigentlich von einem der rot-weiß-roten Tourneedebütanten Markus Schiffner, Florian Altenburger oder Elias Tollinger stammen könnte. Nicht aber von einem Kofler, der das Schanzenspektakel zum Jahreswechsel bereits 2009/10 gewinnen konnte und in seiner Karriere zudem schon drei olympische sowie vier WM-Medaillen gehamstert hat.

Doch der Tiroler ist demütig geworden. Das hat ihn das Skispringen gelehrt. Eine Sportart, die den einstigen "Superadler", der im Schatten der Schanzen-Dominatoren Gregor Schlierenzauer und Thomas Morgenstern selbst zu zwölf Weltcupsiegen geflogen ist, von einem Winter auf den nächsten gnadenlos abwarf. "Skispringen gilt nicht umsonst als eine der kompliziertesten Sportarten der Welt", sinniert Kofler, "da können die kleinsten Kleinigkeiten extrem viel ausmachen."

2012 riss der Erfolgsfaden des SV-Bergisel-Springers plötzlich. Was folgte, waren Jahre der verzweifelten Suche nach der alten Form, verpackt in jeder Menge Frustration. 17., 12., 29. und 38. – so lauteten die Endplatzierungen Koflers im Gesamtweltcup der vergangenen vier Jahre.

"Lebe im Moment"

Von vielen längst abgeschrieben, feierte Kofler zu Saisonbeginn seine Wiederauferstehung. Mehrere Top-zehn-Platzierungen sowie der Sprung auf Platz drei auf seiner Lieblingsschanze in Engelberg lassen den ÖSV-"Adler" aktuell von Rang zehn im Gesamtweltcup lachen, was ihm einen fixen Startplatz für Oberstdorf beschert.

"Ich habe mir im Sommer die Frage gestellt, wie es weitergehen soll und mich dann dafür entschieden, mit der von Florian Liegl geleiteten Trainingsgruppe zwei zusammenzuarbeiten. Also quasi zurück zu den Wurzeln." Wie sich nun gezeigt hat, war es der richtige Schritt: "Durch das Training mit den Jungen habe ich viele neue Sichtweisen dazugewonnen. Wie etwa, dass man nicht alles planen, sondern im Moment leben muss."

Alle Österreicher dabei

Heute werden übrigens alle sieben Österreicher im Hauptbewerb vertreten sein. Zu den fix qualifizierten Stefan Kraft, Michael Hayböck, Manuel Fettner und eben Kofler gesellten sich auch Schiffner, Altenburger und Tollinger in die Top 50 der Qualifikation.