Das sind die Fakten: Österreich wird erstmals nach sieben Jahren in Folge nicht mehr den Sieger der Vierschanzentournee stellen. Zudem ist es in der bisherigen Saison noch keinem ÖSV-Springer gelungen, auf dem obersten Podest Platz zu nehmen. In der Tournee durfte man heuer aufgrund der schwachen Ergebnisse erstmals quasi seit Beginn der Aufzeichnungen mit nur fünf Springern antreten. In der Nationenwertung liegt man erstmals seit dem Jahre Schnee nicht mehr unter den Top drei. Und vor der bevorstehenden Skiflug-WM am Kulm (ab 14. Jänner) herrscht großes Rätselraten, wer neben Michael Hayböck und Stefan Kraft Rot-Weiß-Rot im Team-Bewerb (dort sind die Mannen von Cheftrainer Heinz Kuttin Titelverteidiger) vertreten könnte. Aufgedrängt hat sich bislang noch niemand.

Kein Selbstläufer

Einzig Hayböck lässt die Herzen der heimischen Fans derzeit zumindest noch zwischenzeitlich höherschlagen. Doch auch der Oberösterreicher findet keine Erklärung, warum es bei seinen Teamkollegen nicht laufen will. „Ich kann nicht in die anderen hineinschauen. Das Einzige, was ich tun kann, ist, meine positive Energie weiterzugeben“, sagt der Blondschopf. Nachsatz: „Als wir fünf, sechs starke Springer hatten, war es für mich als Junger schwer, einen Platz im Team zu bekommen. Jetzt haben einige gute aufgehört und es könnten andere nachziehen. Doch das Ganze ist eben kein Selbstläufer.“

Beim Tournee-Finale am Mittwoch will Hayböck in Bischofshofen nochmals den Blinker setzen und im Kampf um den dritten Gesamtrang am Norweger Kenneth Gangnes vorbeiziehen. Gelingt dem 23-Jährigen das, wäre es aus heimischer Sicht auf alle Fälle noch ein versöhnliches Tournee-Ende.

Kuttin selbst erklärte, nach dem Bergisel-Springen (wenig verwunderlich) nicht gut geschlafen zu haben. „Die Chance auf die Gesamtwertung ist weg – das ist enttäuschend. In Bischofshofen wollen wir nun als Team noch näher zusammenrücken, um den Tagessieg mitspringen und mit Hayböck noch den dritten Gesamtrang holen.“ Angesprochen auf die Krise im „Adlerhorst“ meinte der Kärntner, dass man im Moment eine schwierige Phase durchlaufe, aber: „Von einer Krise kann keine Rede sein.“

Die Vergangenheit

So habe man mit Hayböck und Kraft zwei regelmäßige Top-10-Springer und mit Manuel Fettner sowie Manuel Poppinger zwei Athleten, die in die Top 10 springen können. „Aber es ist eben sehr schwer, weil man stets an der Vergangenheit gemessen wird“, gesteht Kuttin, der auch über die zweite Trainingsgruppe seine schützende Hand hält: „Wir hatten im Kontinentalcup zwei schlechte Bewerbe und haben darauf reagiert. Dann kamen zwei gute Wettkämpfe und jetzt haben wir die Chance, einen sechsten Weltcupplatz zu erobern.“