Johannes Lamparter sein Lächeln aus dem Gesicht zu zaubern, ist nahezu unmöglich. Eine Phase in der Sommervorbereitung riss den sonst so strahlenden Kombinierer unliebsam aus seiner Komfortzone. Das Knie machte ihm zu schaffen (“ich glaube, es wollte nach sehr vielen weiten Sprüngen mal Ruhe von mir und hat mir ein deutliches Zeichen gegeben“) – Gedankenkino inklusive. „Es war keine schöne Zeit. Ich musste sehr viel herumliegen. Bei der ersten Spritze habe ich nur gehofft, dass sie irgendwie hilft und dann war es eben nicht der Fall. Bei der zweiten hatte ich schon etwas resigniert und mir war alles egal. Ich war teilweise ziemlich verzweifelt, es tat richtig weh.“ Doch irgendwann kam der Zeitpunkt, als ihm klar geworden ist, dass er die Entzündung abheilen lassen muss, „da ich es sowieso nicht beeinflussen konnte.“

Der Doppel-Weltmeister 2021 war dementsprechend gezwungen, sich Zeit zu geben. Und vielleicht gerade deshalb ließ ihn dieser Rückschlag als Persönlichkeit wachsen.

Das ist das Stichwort. Seit sechs Wochen ist der Gesamtweltcup-Triumphator 2022/23 nun „komplett schmerzfrei. Ich kann gar nicht sagen, wie froh ich darüber bin. Da fällt einem ein riesiger Felsbrocken vom Herzen, die letzten Wochen waren gut, hat mir richtig getaugt.“ Doch ein Fragezeichen bleibt vor dem Weltcupauftakt der Nordischen Kombinierer kommenden Freitag im finnischen Ruka. Was macht sein Körper? „Ich weiß relativ genau, wo ich stehe, aber eben auch, wo mein Körper steht.“ Gerade diese Tatsache belastet den Tiroler auf eine gewisse Art und Weise. Seine Kraftwerte sind nach wie vor noch nicht bei hundert Prozent. „Ich bin gesund und in einer guten Form, aber ich fühle noch nicht spritzig genug.“ Bis zu seinem Leistungsplateau bedarf es demnach noch mehr. „Von einer Topform kann ich absolut nicht sprechen, aber ich bin auf einem guten Niveau.“ In der Loipe macht das 57-Kilogramm-Leichtgewicht bereits eine gute Figur, auf der Schanze fehle ihm der letzte Punch.

„Die Olympiamedaille fehlt noch, das wurmt mich schon“

Die große Kristallkugel sei für ihn im Vorfeld der Saison schließlich nie Thema – „auch nicht, wenn ich topfit wäre. Die ergibt sich mit den Resultaten, die kann man nicht planen. Bei der Weltmeisterschaft will man natürlich immer eine Medaille. Trondheim wird für mich als Nordischer Athlet definitiv einer meiner Karrierehöhepunkte werden.“ Angesprochen auf die Olympischen Winterspiele 2026 in Cortina, wird der mehrfache Junioren-Weltmeister, der in seiner Jugend Gewichtheber war, mit nicht so schönen Erinnerungen konfrontiert. „Die Olympiamedaille fehlt noch, das wurmt mich schon. In Peking als Gesamtweltcupführender und in starker Form ohne eine Medaille heimzufahren, war nicht so ohne. Aber ich hoffe, es gibt 2026 wieder die Chance“, verdeutlicht der 23-Jährige aus Rum, zu dessen größter Stärke seine Unbekümmertheit („Mich bringt man nicht leicht aus der Ruhe“) zählt.

Privat beschreibt sich der Neu-Single als bodenständigen, frechen Naturburschen, der gleich in mehreren Vereinen Mitglied ist. „Beim Trachtenverein, bei den Schuhplattlern, der Fasnachttruppe und bei der Rumer Musik. Brauchtum hat immer eine wichtige Rolle in meinem Leben gespielt. Ich lebe das Dorfleben, bin aber kein begnadeter Ausgeher.“