Matthias Mayer sitzt im "Hotel Dorfer" in Wolkenstein und lächelt verschmitzt. "Das Essen", sagt er, "ist hier wirklich unglaublich gut." Ja, kaum einer der Skifahrer schwärmt nicht von den lukullischen Genüssen in Südtirol. Schwieriger wird es da aber schon, wenn man von der Abfahrt spricht. Denn da fehlt vor allem den besten Österreichern in Gröden das, was an sich die Grundlage jedes Schwarms sein sollte: Erfolg. Ein siebenter Platz im Jahr 2014 war bisher das höchste der Gefühle. Das gilt auch für Vincent Kriechmayr, der 2015 auf Rang sieben fuhr. Und für Daniel Hemetsberger gab es bisher überhaupt erst zweimal Weltcuppunkte, aber keinen Platz in den Top 20.

"Unsere Fahrer", sagt Cheftrainer Marko Pfeifer, "sind eben eher Eisbeißer." Soll heißen: Der trockene Schnee in Gröden, der so viel Gefühl braucht, das ist nicht unbedingt der Sache der österreichischen Abfahrer. Oder, wie es Daniel Hemetsberger ausdrückt: "Wir probieren das ganze Jahr, sehr sauber zu fahren, exakt auf dem Ski zu stehen.  Und hier musst du auf einmal schmieren, mit möglichst wenig Kante um die Kurve kommen. Da tu' ich mir einfach schwer."

"Groß allein wird hier nicht reichen"

Andere können das, wie die US-Amerikaner Steven Nyman oder Bryce Bennett, die beide hier schon gewonnen haben. Oder auch Aleksander Aamodt Kilde - doch der Norweger kann ohnehin alles. Er ist auch der Grund, warum Kriechmayer bei der Frage, ob die Österreicher vielleicht einfach zu gute Skifahrer für die Saslong sind, nur lachen kann: "Nein, mit Sicherheit nicht. Es gibt keine schlechten Skifahrer im Weltcup."

Es geht vielmehr darum, den "Saslong-Code" zu knacken. Dass der eher im Flachen und in den Gleitstücken liegt, liegt auf der Hand. Denn im Super-G, da waren bzw. sind die Österreicher vorne dabei; auf derselben Piste und demselben Schnee. "Es ist für mich Jahr für Jahr ein Staunen, dass sich alles wiederholt und dass es hier so schwierig ist, aufs Podest zu fahren", sagt der dreimalige Olympiasieger.

Vielleicht liegt es daran, dass Hemetsberger etwa durchaus ratlos ist. "Wir haben es am Video angeschaut - das Skifahren war in Ordnung. Es ist nicht erklärbar, warum ich so viel Zeit verliere", seufzt der Oberösterreicher, der nach den Rennen in Übersee einen Zwischenstopp im Krankenhaus einlegen musste; ein Schlag aufs rechte Knie, nach drei Kreuzbandrissen ohnehin das "Problemknie", stört. Doch es handelt sich "nur" um eine Einblutung im Oberschenkelknochen, sagt er, "nichts Schlimmes". Aber auch kein Ansatz für eine Erklärung, warum er so viel Zeit verliert im Flachen. An der Größe liegt es in Gröden nicht, denkt er. "Wenn, dann nur auf der berühmten Ciaslat. Da muss ich akzeptieren, dass mein Federweg auf den Wellen irgendwann einmal zu Ende ist", sagt er und lacht.

Die (fehlende) Größe im Vergleich zu den US-Amerikanern, die ist auch für Matthias Mayer kein Grund, warum es nicht klappen sollte. "Groß sein allein reicht auch nicht, man muss schon was können", sagt er. Eine Voraussetzung für gute "Freundschaft" mit der Saslong hätte er aber: Die geografische Herkunft. Denn Max Franz oder Otmar Striedinger, seine Kärntner Landsleute, waren hier immer schnell. "Bei mir", seufzt Mayer, "ist es aber immer ein großes Rätsel, was nicht nach Wunsch funktioniert. Wobei das große Rätsel oft ein kleiner Dreh sein kann - nur den kenne ich leider noch nicht."

Zumindest in der ersten Abfahrt könnte sich ein Teil des Rätsels von selbst lösen: Am Donnerstag geht es vom Super-G Start los  - und damit fehlt das erste, flache Teilstück, das so oft den Unterschied ausmachte.