Bei den Heimrennen der österreichischen Ski-Herren in Kitzbühel ist die Erwartungshaltung eine andere. "Wenn man in Österreich ein Rennen fährt, ist der Druck für mich einfach sehr hoch", gab Olympiasieger Matthias Mayer am Freitag zu. "Die Leute erwarten sich ein Podium, erhoffen sich einen Sieg." Nachdem er im Super-G mit Platz zwei abgeliefert hatte, war der Genussfaktor daher besonders hoch.
Es war der erste Bewerb der 80. Hahnenkammrennen, Mayer schwang nach seiner Fahrt mit Startnummer 11 mit Bestzeit ab. "Das Gefühl war schon riesig. Ich war mir am Anfang nicht sicher, ob es wirklich reicht, weil mir ist ein bisschen vorgekommen, dass ich über die Hausbergkante ein bisschen zu spitz war und dass es nicht ganz optimal war. Dann bin ich ins Ziel und habe wirklich drei Zehntel Vorsprung gesehen, die Menge hat gejubelt", erzählte der Sportler vom SC Gerlitzen.
"Genieße den Moment, lehne dich zurück"
Danach fiel ein gewaltiger Druck ab. Er spüre die Erwartungen der Fans und der Öffentlichkeit natürlich, betonte Mayer. "Ich habe es mir aber natürlich selber auch erwartet, dass ich auf das Podest fahre, beziehungsweise dass ich um den Sieg mitfahre. Wie ich das gesehen habe und den Jubel, da hab ich mir gedacht, jetzt muss ich es einfach einmal richtig genießen", berichtete er. "Genieße den Moment, lehne dich zurück", habe er sich also gesagt. Und das dann auch getan.
Das Hochgefühl blieb auch noch, als zunächst der Norweger Aleksander Aamodt Kilde seine Bestzeit egalisierte und später dessen Landsmann Kjetil Jansrud mit Nummer 19 noch 16 Hundertstelsekunden schneller war. Denn damit war der Stockerlplatz so gut wie in trockenen Tüchern.
Für den 29-jährigen Mayer, der im Spezial-Weltcup die Führung von Vincent Kriechmayr übernahm, war es schon der dritte zweite Platz in einem Kitzbühel-Super-G und insgesamt der fünfte Podestplatz in dem Rennen. Vor drei Jahren hatte er den Super-G gewonnen. "Ich mag es hier. Ich mag es, voll zu attackieren. Das habe ich heute gemacht und auch die letzten Jahre. Es war ein tolles Rennen, und ich bin sehr glücklich, mit diesen zwei am Podium zu sein."
Sein Missgeschick nach dem Start habe ihn letztlich nicht viel Zeit gekostet. "Ich habe einen guten Speed gehabt, speziell über die Seidlalm und den Lärchenschuss. Es war ein enges Rennen, Kjetil war schneller. Ich gratuliere ihm", gab sich Mayer bei der Pressekonferenz fair.
Vor der Abfahrt will Mayer kühlen Kopf bewahren
Danach war für den Kärntner Kräftesparen angesagt, um für die Abfahrt am Samstag bestens gerüstet zu sein. Ein Podest bei dem großen Klassiker fehlt Mayer ja noch. "Es ist da herunter wirklich eine Challenge. Es ist nicht umsonst die gefürchtetste Abfahrt in der Weltcup-Saison, man muss sehr konzentriert reingehen in das Ganze", meinte er.
Seine bisher beste Platzierung ist ein achter Rang, den fuhr er 2017 heraus. "Es ist schon mein großes Ziel, dass ich auf das Podest fahre morgen in der Abfahrt. Ich habe es eigentlich immer probiert, es ist mir noch nie gelungen." Wichtig sei, einen kühlen Kopf zu bewahren. "Ich glaube, man darf sich auch nicht zu viel beflügeln lassen, sondern man muss schon wissen, was zu tun ist morgen und genau das abspulen."