Sie waren bis 1992 Cheftrainer der ÖSV-Damen und haben mit Ulli Maier gearbeitet. Können Sie sie beschreiben?
Sie war ein tolles Mädchen mit genialer Auffassungsgabe. Was immer wir zum Start hinaufgefunkt haben, sie hat es umgesetzt. Sie wäre eine Läuferin gewesen, die einmal den Gesamt-Weltcup gewonnen hätte. Bei Olympia in Albertville 1992 ist ihr der erste Durchgang des Riesentorlaufes gut gelungen, sie schied dann aber leider als Führende aus.

An jenem schrecklichen 29. Jänner 1994 waren Sie nicht Cheftrainer, aber beim ÖSV?
Ja, ich leitete damals die Forschungs- und Entwicklungsabteilung. Wir waren am gleichen Tag in Garmisch, um Materialtests durchzuführen. Daher saß ich mit der Ulli auch 45 Minuten vor dem Rennen noch auf einen Tee zusammen. Wir haben über ihre Chancen im Rennen geredet. Sie fuhr zum Start, ich zum Testteam.

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Hatten Sie trotzdem einen Kontakt zum Renngeschehen?
Ja, wir waren über Funk verbunden, erhielten die Zwischenzeiten und Ergebnisse. So wurden wir auch über den Start von Ulli informiert. Doch plötzlich herrschte Funkstille. Nicht ein Geräusch war mehr zu hören. Als wir nach langem Warten nachgefragt haben, hieß es nur, dass es eine Informationssperre gibt. Erst am Abend erfuhren wir von der Tragödie. Es erschütterte uns alle bis ins Mark.

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In den folgenden Tagen gab es viele Gerüchte über den Unfallhergang. Welche Informationen hatten Sie damals?
Die gleichen wie alle anderen, auch weil die Videoaufzeichnungen unscharf waren. Wir mussten alles der Staatsanwaltschaft überlassen. Eines muss ich aber sagen: Bei der Besichtigung sind 100 Leute, Experten, Trainer und Läuferinnen, an der Unglücksstelle vorbeigefahren, niemand sah dort eine Gefahr.

Wenige Monate nach dem Unglück übernahmen Sie wieder als Cheftrainer die Damen. Eine riesige Aufgabe, oder?
Ja, wir versuchten gemeinsam mit den Trainern und Psychologen und viel Sensibilität, die Mädchen wie Renate Götschl, Alexandra Meissnitzer und Michaela Dorfmeister wiederaufzubauen. Es dauerte fast ein Jahr, bis sich die Situation normalisiert hatte. Wir mussten den Damen sagen, sie müssen mit Entschlossenheit zur Sache gehen, weil es sonst zu gefährlich wird.

Apropos gefährlich: Hat sich nach dem Unglück viel auf den Strecken verändert?
Die Absicherung der Piste war auch an Ullis Todestag sehr gut. Was geändert wurde, war das Verteilen der Verantwortung. Jeder – Trainer, Betreuer, Athletinnen, Funktionäre – wurde in die Pflicht genommen, gefährliche Stellen sofort zu melden. Wie es jetzt die Damen bezüglich der Sprünge nach den Trainings in Garmisch gemacht haben.