Mit der ungeliebten Nummer eins hat Josef Ferstl den größten Erfolg seiner Karriere gefeiert. Der Deutsche gewann am Sonntag den prestigeträchtigen Weltcup-Super-G in Kitzbühel. Hinter dem Franzosen Johan Clarey (+0,08) und Abfahrtssieger Dominik Paris aus Südtirol (0,10) verpassten Vincent Kriechmayr (0,15) und Matthias Mayer (0,18) auf den Rängen vier und fünf das Podest nur knapp.
Für Österreich gab es damit bei den 79. Hahnenkammrennen der alpinen Ski-Herren keinen Sieg, für den 30-jährigen Ferstl indes den zweiten seiner Karriere nach dem Super-G 2017 in Gröden. Der Name Ferstl schien in der Kitz-Historie bereits zuvor auf, Papa Sepp gewann 1978 und 1979 jeweils die Abfahrt und drückte dem Sohn im Ziel die Daumen.
"Für mich ist das eh mein Wohnzimmer, ich bin in eineinhalb Stunden hier. Es geht hier zur Sache, das taugt mir", sagte der Junior, der Pepi genannt wird. "Ich habe alles auf eine Karte gesetzt, es ist brutal eng. Ich wusste, aus den Top 30 kann mich jeder schlagen. Das ist für mich noch nicht realisierbar."
Dreßen freute sich im Zielraum
Mit ihm freute sich im Zielraum auch Teamkollege Thomas Dreßen, der als Abfahrtssieger des vergangenen Jahres heuer wegen Kreuzbandrisses fehlte. "Es scheint so, dass Kitzbühel den Deutschen ganz gut liegt. Ich freue mich total für ihn", meinte Dreßen. Es war für den DSV der erste Sieg in einem Super-G auf der Streifalm.
Mit dem norwegischen Vorjahressieger Aksel Lund Svindal (gewann in diesem Winter Gröden), der nach der WM zurücktreten wird, Kjetil Jansrud (Lake Louise) und Max Franz (Beaver Creek) fehlten verletzungsbedingt gleich drei Saisonsieger, den vierten Super-G in Bormio hatte Paris gewonnen.
Das bedeutete bei der Startnummernauslosung, dass Ferstl aufrückte und ihm letztlich aber nur die 1 blieb. Die Läufer haben in dieser Highspeed-Disziplin nur die Besichtigung und anders als in der Abfahrt kein Training, das macht das Einschätzen der Linien und Sprünge schwierig, weshalb niemand wirklich das Rennen eröffnen will. "Ich musste angreifen und hatte nichts zu verlieren, anscheinend war das nicht so schlecht", sagte der Triumphator.
Erstmals im Kitzbühel-Super-G nicht auf dem Podest
Für Österreich bedeutete dies, dass erstmals in einem Kitzbüheler Super-G kein Österreicher auf dem Podest stand. Kriechmayr konnte seine Enttäuschung nicht verbergen. "Genau den Fehler wollte ich nicht machen. Es war generell kein optimaler Super-G für mich. Es wundert mich, dass ich so weit vorne bin. Ein vierter Platz ist nicht so schlecht, aber ich hätte mir mehr erwartet", sagte der Oberösterreicher, der in der Abfahrt zweimal einen Sturz vermieden hatte. Mit dem Sieger ist er befreundet: "Wenn mich wer schlägt, freue ich mich für den Pepi am meisten", sagte er daher.
Ebenfalls nur knapp raste Mayer am Stockerl vorbei. "Ich habe alles gegeben vom ersten Tor weg, es ist unruhig, das macht es richtig schwierig. Ich brauch jetzt nicht den Kopf hängen lassen, der Speed passt", sagte der Olympiasieger von Pyeongchang, der im Finish einen Fehler machte.
Reichelt plagte der "jugendliche Leichtsinn"
Hannes Reichelt landete auf Rang 13. (0,59). "Bei der Hausbergkante hätte ich mehr Geschwindigkeit rausnehmen müssen. Das war jugendlicher Leichtsinn", sagte der 38-Jährige, der wusste, dass er voll riskieren muss. Er wisse noch von Hermann Maier, dass dieser da so frech reingefahren sei, ergänzte er. Christopher Neumayer wurde 21., der Abfahrtsfünfte Daniel Danklmaier 22.
Außerhalb der Punkteränge landete Johannes Kröll (39.). Der Abfahrtsdritte Otmar Striedinger fuhr an einem Tor vorbei und wurde disqualifiziert, Christian Walder schied aus. Ebenso wie Mitfavorit Beat Feuz aus den Schweiz, der in der Abfahrt Zweiter geworden war.