Weder die Vorverlegung des Rennens, noch der Schneefall bremsen die Euphorie und Vorfreude von Österreichs Slalom-Assen vor dem heutigen Klassiker auf dem Ganslernhang. Marcel Hirscher hat in Kitzbühel bereits 2013 und 2017 gewonnen, der Norweger Henrik Kristoffersen 2016 und 2018. Der Franzose Clement Noel ist nach dem Wengen-Sieg auch in der Gamsstadt heiß.
Der erste Durchgang hier im Liveticker
Für Hirscher hieß es nach dem am Donnerstag vorgenommenen Renntausch schnell umdisponieren, bei ihm ist jede Woche akribisch geplant. Freilich werde er aber für heute bereit sein.
"Für Kitzbühel gibt es ganz viele, die in der Lage sind, das Rennen zu gewinnen. Feller, Schwarz, Matt, alle drei haben locker das Potenzial, Rennen zu gewinnen", sagte der Salzburger über seine Mannschaftskollegen.
Dazu kämen Noel und der Norweger Kristoffersen. "Den Henrik darf man nie vergessen." Aus der ersten Startgruppe könne jeder gewinnen, es werde darauf ankommen, wer sich traue, das Risiko zu gehen und wer die wenigsten Fehler mache. "Es ist kein Unterschied, ob wir in Kitz sind oder woanders, was das Skifahrerische betrifft", sagte der überlegene Gesamtweltcupführende.
Ob er wie am vergangenen Sonntag in Wengen mit der neuen Bindung fahren werde, entscheide er kurzfristig, zwei Tore würden manchmal reichen, um eine große Erkenntnis zu haben. "Mal schauen, wie die Verhältnisse auf dem Ganslern sind." Es handle sich um ein "schon wirklich ernst zunehmendes, gutes, geniales Produkt", aber er müsse aufpassen, wie er selektiere.
Freilich will aber auch die Slalom-Gruppe um Marko Pfeifer beim ersten von zwei Heim-Krachern angreifen, bisher lief es diesen Winter nicht nur zuletzt am Lauberhorn vielversprechend. Die finale Vorbereitung erfolgt am Freitag in Going, wo die Piste mit Wasser behandelt und weltcuptauglich präpariert wurde.
"Wir haben einen Vorbereitungstag weniger, aber in der Phase, in der wir jetzt sind, wo die Jungs gut drauf sind, ist das für uns kein Problem. Es ist sogar gut, wir haben nicht lange Zeit, um für das Heimrennen nachzudenken", sagte Pfeifer. "Natürlich haben wir nach den letzten Ergebnissen eine gute Stimmung, nichtsdestotrotz müssen wir uns auf unsere Sachen besinnen, dass wir konsequent und normal ans Werk gehen. Und wenn der Rennverlauf passt, hoffe ich schon auf ein gutes Resultat." Man könne um die Podiums, ja um den Sieg mitfahren.
Feller ist wieder 100 Prozent fit
Nach seinem zweiten Platz hinter Noel und vor Hirscher in Wengen hat Manuel Feller seine Erkältung zwei Tage lang auskuriert, viel Tee getrunken, ist spazieren gegangen und seit Mittwoch wieder hundert Prozent fit. "Ein Podium tut immer gut, würde ich sagen. Dass ich schnell Skifahren kann, weiß ich eh schon länger, für mich heißt es einfach, bei jedem Rennen wieder aufs Neue konzentrieren."
Gerade in Kitzbühel und unmittelbarer Nähe zu seiner Heimat Fieberbrunn den ersten Sieg zu feiern, wäre natürlich schon ein besonders Märchen, das da geschrieben würde, aber damit befasse er sich nicht. "Bist du im zweiten Durchgang nicht über der roten Ziellinie bist, ist es nicht vorbei. Bis dahin kann immer alles passieren. Dass bei mir immer alles passieren kann, weiß man auch." Kalkuliertes Risiko sei immer die richtige Taktik. "Die gleiche Taktik und die gleiche Herangehensweise wie immer, Attacke mit eben der gewissen Taktik an den nötigen Stellen. Ansonsten einfach gut Ski fahren und Gas geben."
Bei Schwarz stimmt die Form
Nach zwei Ausfällen als Halbzeitführender in Zagreb und Adelboden war Platz zehn in Wengen für Marco Schwarz vor den Heimauftritten mehr wert, als es dem Papier entspricht. "Ich bin sehr gut in Form, es ist viel Druck von den Medien, den Zuschauern. Ich will so gut wie möglich ruhig bleiben und genau das zeigen, was ich drauf habe", erklärte der Kärntner, der zwei Tage daheim ausgespannt und regeneriert hat und sich auf die mögliche Rekordkulisse freut. "Wenn alle Leute von der Abfahrt zum Slalom kommen, dann ist vom Start bis ins Ziel alles voll."
Selbstvertrauen und Set up würden passen, jetzt gelte es, sich auf die eigenen Stärken besinnen und die Leistung abrufen. "Ganslernhang ist der Klassiker im Jahr. Heimrennen sind sowieso cool, ich freue mich schon mega." Kein Schwung sei wie der andere, die viele Wellen sehr speziell, erklärte Schwarz.
Im Vorjahr auf dem Weg zum Sieg verfahren
Als Sechster von Wengen hat sich Michael Matt für seine Nicht-Qualifikation in Adelboden rehabilitiert. Das Ziel wäre es, sich in Kitzbühel für das Blackout im Vorjahr zu revanchieren, als sich der Halbzeitzweite im Finale auf dem Weg zum möglichen Sieg verfuhr. "Das war bitter, ich hatte den Lauf nicht mehr so vor mir, ich wollte das Rennen gewinnen, es ist blöd gelaufen." Die Leistungen des Teams seien derzeit "richtig stark", da passe es genau, dass "Kitzbühel technisch sehr anspruchsvoll" sei.
Eine spezielle Technik braucht es auch beim Marsch durch die Fanmassen. "Du musst öfters durch die Leute, du willst ja auch Fotos machen und Autogramme geben, aber die Fans müssen verstehen, dass es zwischen den zwei Durchgängen gilt, den Fokus und die Konzentration aufrecht zu halten." Der vorgezogene Arbeitsbeginn stört ihn nicht. "Wichtig ist, dass die Zuschauer Rennen sehen. Es wird ein Spektakel."
Hirschbühl lockerer als in Wengen
Mit Platz sieben in Wengen hat Christian Hirschbühl sein zweitbestes Karriereergebnis eingestellt. "Ich werde mit mehr Lockerheit am Start stehen als in Wengen, aber es geht wieder von vorne los", weiß der Vorarlberger. Für den Kopf sei der zweite Durchgang (fünfte Zeit) sehr gut gewesen. Für ihn sei Hirscher der Topfavorit in Kitz, dazu kämen Noel und die eigenen Mannschaftskollegen "Manu, Michi und Blacky".
Hirschbühl hat mit zwei Top-Ten-Platzierungen die besten Chancen auf den fünften Startplatz bei der WM in Aare, Marc Digruber will bei den Heimrennen aber noch einmal alles geben. "Ich muss im Rennen zeigen, was ich im Training draufhabe. Die Teamkollegen sind ziemlich stark gefahren, da muss ich gescheit Gas geben, dass ich es den Trainern möglichst schwer mache, die Entscheidung für die WM zu treffen."