Wann haben Sie realisiert, dass das eine wirklich gute Leistung war?

Vincent Kriechmayr: "Ich habe mich im Ziel irrsinnig gefreut, als ich gesehen habe, dass ich Erster bin, weil schon viele große Namen unten waren. Ich habe wirklich einen sehr guten Lauf gehabt, und alles was ich mir vorgenommen habe, ist genauso eingetreten, deshalb darf ich nun ganz oben stehen. Mir ist vor allem der Mittelteil sehr gut gelungen und das Ziel-S. Das taugt mir umso mehr, ich habe schon sehr viele Rennen vor allem unten hergeschenkt. Dass es mir gelungen ist, unten noch was gutzumachen, ist super."

Haben Sie sich zugetraut, Beat Feuz hier zu schlagen?

Kriechmayr: "Sicher, sonst bin ich hier fehl am Platz. Natürlich habe ich immer das Ziel, ganz vorne zu stehen. Wenn man den Beat hier schlägt, ist das natürlich ein sehr gutes Zeichen."

Was bedeutet Ihnen der Sieg auf dem Lauberhorn?

Kriechmayr: "Sehr viel. Ich habe noch nicht so viele Weltcupsiege, aber wenn man so einen Klassiker und vielleicht nach Kitzbühel das zweitwichtigste Abfahrtsrennen gewinnt, dann ist das schon ganz weit oben. In Wengen ist vieles sehr speziell, die Geschichte, die Länge, die Streckenführung, es sind jetzt die wichtigsten Rennen im Jahr. Ich freue mich irrsinnig, dass ich ganz oben stehe."

War das heute der perfekte Lauf?

Kriechmayr: "Es ist ganz schwierig, auf dieser Länge den perfekten Lauf zu machen, aber es war heute wirklich ein sehr guter Lauf. Der Skiwechsel war sicher entscheidend, wir haben richtig gepokert, aber ich muss natürlich auch gut skifahren. Ich habe einen guten Job gemacht, mein Servicemann hat einen guten Job gemacht, die Firma hat einen guten Job gemacht. Deswegen stehen wir ganz oben. Wer nichts riskiert, kann nichts gewinnen."

Beim Weltcupfinale im März 2018 lief es mit zwei Siegen hervorragend, nun kam der nächste Erfolg. Bilanzieren Sie den Saisonauftakt bis jetzt.

Kriechmayr: "Es hat mit Lake Louise ganz gut angefangen, in Beaver Creek habe ich wie so oft unnötige Fehler gemacht, in Gröden war ich chancenlos, da war ich einfach nicht gut genug. Und in Bormio habe ich wieder ein bisserl den Speed gefunden. Mir ist klar geworden, runterfahren alleine funktioniert bei mir nicht, ich muss das letzte Hemd riskieren. Das habe ich heute gemacht. Natürlich passieren da hin und wieder Fehler, aber nur so kann ich schnell sein."

Wie groß ist nun das Selbstvertrauen für Kitzbühel?

Kriechmayr: "Wer mich kennt, der weiß, ich habe immer Selbstvertrauen, wurscht ob ich gewinne oder nicht. Natürlich gibt das noch einmal zusätzliches Selbstvertrauen, aber Kitzbühel ist eine ganz andere Streckenführung. Man muss sich wieder aufs Neue beweisen und aufs Neue eine super Leistung zeigen. Ich freue mich immer auf Kitzbühel, es ist für uns das Highlight des Jahres, wenn keine WM oder Olympia vor der Tür steht. Es ist die schwierigste Abfahrt. Ich komme sicher mit einer breiten Brust nach Kitzbühel."

Es war der sechste Sieg für Österreich im sechsten Rennen 2019.

Kriechmayr: "Super für den Österreichischen Skiverband. Unser Präsident wird sich freuen. Bei Marcel Hirscher ist man es gewohnt, wenn auch wir die Serie noch am Leben halten können, ist es umso schöner."