Beat Feuz gegen den Rest der Welt lautete das Motto vor der großen Lauberhorn-Abfahrt in Wengen. Und der Schweizer Lokalmatador hielt die Welt auch fast zur Gänze in Schach - mit einer Ausnahme: Der von ihm selbst zum Favoriten ernannte Vincent Kriechmayr wiederholte seine bärenstarke Fahrt von der Kombiabfahrt tags zuvor und feierte mit 14 Hundertstelsekunden Vorsprung seinen ersten Sieg bei einem der großen Klassiker, seinen vierten Sieg im Weltcup. Und: Österreichs Herren sind damit im Jahr 2019 nach wie vor ungeschlagen, die bisherigen fünf Rennen hatten sich Marco Schwarz (2 Siege) und Marcel Hirscher (3 Siege) "geteilt".
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Es war alles angerichtet im Berner Oberland, vor der traumhaften Kulisse von Eiger, Mönch und Jungfrau. Und die Favoriten lieferten sich bei Sonnenschein auch ein Duell auf Biegen und Brechen. Zunächst war es Aksel Lund Svindal, der - trotz seiner anhaltenden Knieprobleme - eine Richtmarke setzte, die aber konterte Beat Feuz zur Freude der zigtausenden Schweizer Fans sofort.
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Doch schon vor dem Rennen hatte Feuz speziell vor Kriechmayr gewarnt, der dem Rest des Feldes schon in der Kombinationsabfahrt zumindest sieben Zehntel aufgebrummt hatte. Die Warnung erfolgte zu Recht: Mit einer blitzsauberen Fahrt - vor allem die Passage vom Hundschopf über die Minschkate und auch das Ziel-S fuhr der 27-Jährige unglaublich - verdrängte der Oberösterreicher Feuz auf Rang zwei. Eine frühe Führung, die letztlich halten sollte. Auch wenn Aleksander Aamodt Kilde noch einmal alles spannend machte, bis zur letzten Zwischenzeit führte, aber doch noch auf Rang drei zurückfiel.
Mit dem Gewinn der Kombiabfahrt am Freitag hatte Kriechmayr bereits gezeigt, dass er ein heißer Kandidat für die Spezialabfahrt ist. "Es war eine sehr gute Fahrt, mir ist ein super Lauf gelungen, das Ziel-S ist mir wirklich sehr gut gelungen. Ein großes Danke an den Servicemann, die Ski waren wieder unglaublich", sagte Kriechmayr nach seinem vierten Weltcupsieg, dem ersten in diesem Winter.
Trotz der starken Kombiabfahrt griff Kriechmayr für Samstag zu einem anderen Ski. "Wir haben uns entschieden, das Risiko einzugehen, weil der obere Teil sehr entscheidend ist und wir der Ansicht waren, dass wir damit ein bisserl einen Vorteil haben. Es ist wie gesagt ein großes Risiko, weil wir gestern auch eine sehr gute Zeit gefahren sind, aber das ist uns auf alle Fälle sehr gut gelungen. Wer nichts riskiert, kann nichts gewinnen", weiß der 27-Jährige.
Pech für die Kärntner Franz und Mayer
Pech hatten die anderen Österreicher: Max Franz machte im Ziel-S auf Podestkurs einen Fehler und stürzte, Matthias Mayer, der schon am Vortag im Kombinationsslalom spektakulär gestürzt war, kam auch diesmal nicht ins Ziel. Nach guter Zwischenzeit rutschte er just an der engsten Stelle, dem Brüggli-S (oder Kernen-S) aus, knallte beinahe ins Netz, dann aber auf der anderen Seite in den sogenannten "Air-Fence". Das Rennen war damit vorbei, zum Glück blieb auch Mayer wie Franz unverletzt. "Schade, da hätte schon eine gute Platzierung rausschauen können", meinte Franz. Und für Mayer geht es vor Kitzbühel nun darum, die Schmerzen in der Hüfte in den Griff zu bekommen.
Pech hatten zwei weitere Österreicher: Johannes Kröll und Otmar Striedinger wurden nach weit über einer Minute abgewunken, weil vor ihnen Läufer zu Sturz gekommen waren. Besonders bitter: Striedinger war schon fast im Ziel-S - vor ihm war der Italiener Emanuele Buzzi im Ziel gestürzt und so hart gegen die Bande geknallt, dass er sich schwer verletzte. Dementsprechend spät erfolgte das Abwinken. Striedinger kam im zweiten Versuch immerhin auf Rang 21.