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Das „Chuenisbärgli“ in Adelboden liegt malerisch im Berner Oberland. Und selbst der Preis für den Sieger des traditionellen Riesentorlaufs und des - obwohl viel weniger oft ausgetragen - ebenso packenden Slaloms ist typisch fürs Oberland: die überdimensionale Kuhglocke.

Marcel Hirscher könnte mit seinen Glocken schon eine stattliche Herde ausstatten, sieben seiner seit Donnerstag - zumindest zwischenzeitlich - 65 Siege hat der Annaberger hier gefeiert. Und auch wenn der 29-Jährige nach seinem Sieg in Zagreb an der eigenen Stärke zweifelte („Ich hab das Gefühl, wir sind hinten nach“), darf man davon ausgehen, dass die Wahrscheinlichkeit auf zumindest eine weitere Glocke nicht gering ist.

Marcel Hirscher ist bereit
Marcel Hirscher ist bereit © SCREENSHOT/INSTAGRAM/MARCEL HIRSCHER

Doch war auch in Zagreb schon zu sehen: Die Konkurrenz aus dem eigenen Stall - und damit sind nicht die Kühe gemeint - hat Blut geleckt. Manuel Feller (mit seinem ersten Podestplatz in einem Weltcupslalom), Michael Matt (trotz Ausfall) und vor allem Marco Schwarz, der nach seinem Sieg in Oslo auch in Zagreb in Lauf eins eine Bestzeit aufs Eis knallte, wollen den Branchenprimus fordern. Geht es nach Schwarz, dann gleich auf mehreren Ebenen - Schritt für Schritt wird der Kärntner nämlich auch in dieser Saison den Wandel zum Allrounder vollziehen.

Im Riesentorlauf, bei dem es gleich durch das „Kanonenrohr“ geht und der im wohl steilsten Zielhang der Welt endet, wird er aber schon einen wahren Ritt auf der Kanonenkugel benötigen, um in den zweiten Lauf zu kommen - denn noch ist die Startnummer viel zu hoch. „Deswegen ist der Ausfall in Zagreb noch viel ärgerlicher. Mit einem Sieg oder einem zweiten Platz wäre er schon nahe an den 500 Punkten gewesen, die ihm eine Nummer nach den Top 30 garantiert hätten“, sagt Slalom-Trainer Marko Pfeifer, der im „Riesen“ eher auf Feller setzt. „Der“, erklärt der Kärntner, „hätte das schon in Saalbach gemacht, wenn er sich nicht die Kante an einem Stein ruiniert hätte.“

Für Feller wiederum ist der Slalom in Adelboden sein absoluter Liebling, im Riesentorlauf muss er sich mit dem „Bärgli“ noch anfreunden, „weil da jeder Schwung anders ist“. Genau das aber hat Pfeifer mit dem Fieberbrunner zuletzt am Weißensee trainiert. „Und auf dem Eis war definitiv jeder Schwung anders. Manuel ist top vorbereitet!“

Gut vorbereitet ist Schwarz auch auf die kommenden Wochen - und die werden hart. Denn von Adelboden geht es für den 23-Jährigen direkt weiter nach Wengen, wo er auch die Kombination bestreiten wird. „Wir haben uns das zu Weihnachten angeschaut und gesagt: ,Blacky, da gibt es Potenzial für eine Kugel.' Denn im Vorjahr war er bei Olympia ohne viel Training Vierter“, sagt Pfeifer.

Der Unterschied: In diesem Jahr ist Schwarz schon im Slalom wieder eine Klasse stärker. Schon im Sommer wurde analysiert, warum er in der vergangenen Saison nicht mehr an die Topfahrer Anschluss gefunden hatte - und der Schwung wurde wieder kürzer und damit schneller gemacht. Zudem hat er von seiner Skifirma Atomic eine besondere Aufwertung erfahren: Schwarz hat seit dieser Saison mit Kim Erlandsson, davor für die Ski von Mikaela Shiffrin zuständig, einen neuen Servicemann. „Und das“, sagt Schwarz, „macht einen riesigen Unterschied. Du hast jemanden, der sich nur um dich kümmert, da geht auch in der Abstimmung viel weiter!“
Zuletzt wurde in Bad Kleinkirchheim „exklusiv“ Abfahrt trainiert, um das Gefühl für die langen Latten zu bekommen. Dazu wurde weiter am Riesentorlauf gearbeitet, um für die kommende harte Zeit gerüstet zu sein, die auf ihn wartet. „Ich denke, die Kraft sollte reichen“, sagt Schwarz und schmunzelt dabei vielsagend.

Mit mieser Laune wird heute Stefan Luitz (Sauerstoffaffäre/Beaver-Creek-Sieg aberkannt) an den Start gehen. Der Internationale Sportgerichtshof CAS hat den Antrag des Deutschen auf einstweilige Aussetzung der Disqualifikation abgelehnt. Luitz rutscht damit heute auch in der Startliste aus den Top sieben. Und der Südtiroler Speed-Spezialist Peter Fill (36) hat seine Saison wegen Rückenproblemen vorzeitig beendet. Der zweifache Abfahrts-Gesamt-Weltcupsieger will seine Karriere aber noch nicht beenden.