Sie sind im Duett auf dem Semmering in die Bresche gesprungen, als Bernadette Schild das Schlimmste passierte, was im Slalom passieren kann; beim ersten Tor eingefädelt. Und sie sorgten damit im Duett dafür, dass sogar der Ausfall von Katharina Gallhuber, immerhin Olympia-Dritte im Slalom, bisher noch nicht so ins Gewicht gefallen ist. Katharina Liensberger und Katharina Truppe überzeugen in dieser Saison, arbeiten sich in den Ergebnislisten Stück für Stück nach oben. Und glänzen dabei mit Bescheidenheit und Zurückhaltung. Dabei ist klar: Bei beiden geht es momentan in die richtige Richtung, beide „Kathis“ sind reif für das Podest – vielleicht ja schon heute beim Slalom in Zagreb.
An den hat Liensberger ohnehin gute Erinnerung, denn im Vorjahr belegte die 21-Jährige hier Rang acht, es war die erste Top-Ten-Platzierung für die Vorarlbergerin in ihrer Karriere. Und keinesfalls eine Eintagsfliege, denn seither hat sie sich im Top-Feld etabliert.
Liensberger geht als Nummer zwei in das Rennen
Bester Beweis: Bei der Startnummernauslosung auf der Eisfläche eines Parks in Zagreb, zu der sie mit eleganter Pirouette einlief, war Liensberger erstmals Teil der Elite, der besten sieben Läuferinnen der Startliste – und wird damit heute schon mit Nummer zwei auf den Hang gehen. Und der wird eisig sein wie schon lange nicht für die Damen. „Ich habe es noch gar nie so eisig erlebt, im Grunde mag ich das. Aber wie es mir wirklich geht, werden wir erst im Rennen sehen“, sagt sie mit fast schüchternem Lächeln. Denn bei aller Forschheit im Lauf ist Liensberger abseits der Rennen ihrer Bescheidenheit treu geblieben – nur das Funkeln ihrer Augen verrät, dass sie ihren Weg noch lange nicht beendet sieht: „Die Richtung stimmt“, sagt sie, „und natürlich habe ich noch große Ziele. Wie schnell die sich umsetzen lassen, hängt aber von der Konkurrenz ab. Ich kann nur versuchen, meine Leistung Schritt für Schritt zu verbessern und abzurufen.“
Dabei orientiert sich die musikalische Rennläuferin, die abseits der Rennen Harfe spielt, weniger an Mikaela Shiffrin, deren Rennen sie „gar nicht so oft“ studiert. Sie orientiert sich in ihrer Entwicklung, „sogar lieber an den Herren. Die haben noch mehr Dynamik, einfach mehr Grundspeed.“ An wem sie sich dabei ein Beispiel nimmt, ist nicht schwer zu erraten: „Marcel Hirscher natürlich. Das, was er leistet, ist beeindruckend, vor allem die Konstanz.“
Konstanz ist eine Sache, die Katharina Truppe in den vergangenen Saisonen oft gefehlt hat – nicht zuletzt deswegen hat die Kärntnerin einige Dinge umgestellt, wie etwa die Ernährung. „Und das“, erklärt die sie, „hat sich schon ausgezahlt, ich bin viel seltener krank.“ Nicht nur das: „Ich habe mich in meinem Körper noch nie so wohl gefühlt wie in diesem Jahr!“ Zusammen mit einer Umstellung im Konditionstraining („Ich habe viel mehr Maximalkraft trainiert“) ergab das zuletzt die beste – und konstanteste – Truppe bisher. Und Eis, das mag die 22-Jährige sowieso. Kein Wunder, dass da manche an den ersten Podestplatz denken. „Ich bin schon mit den Top Fünf hochzufrieden. Obwohl ich das Podest schon gerne hätte, noch lieber aber in Flachau“, sagt Truppe lachend. Dort, wo sie als Sechste (2017) und Fünfte (2018) schon zwei Mal Karrierebestleistungen erzielte. Und dann ist da ja noch was: die WM in Åre. „Da glaub ich aber erst, dass ich dabei bin, wenn ich am Start stehe!“