Ein guter Start ins Jahr 2017: Max Franz erzielte im ersten Training für die Abfahrt in Wengen, das wegen der Sorge des Schlechtwettereinbruchs vorverlegt worden war, auf verkürzter Strecke die zweitschnellste Zeit hinter Abfahrtsweltcupsieger Peter Fill. Der Südtiroler war in 1:45,55 Minuten der Schnellste vom Kombinationsstart, Franz war 0,11 Sekunden zurück Zweiter vor Beat Feuz (+0,16).

Die Österreicher präsentierten sich in dem ersten Training überhaupt stark, fünf Mann fuhren in die Top 15: Vincent Kriechmayr (8./+0,51 Sek.), Hannes Reichelt (13./+0,80 Sek.), Matthias Mayer (14./+0,90) und Klaus Kröll (15./+1,05) zeigten auf. Das weitere Programm in Wengen ist noch offen, fix ist nur, dass für Freitag die Kombinationsabfahrt gefahren wird, für das Wochenende wird wegen der Schlechtwetterprognose auch ein Tausch von Abfahrt und Slalom in Erwägung gezogen  - die Abfahrt würde dann erst am Sonntag ausgetragen werden, der Slalom schon am Samstag. Die endgültige Entscheidung darüber soll am Donnerstag gefällt werden.

Gröden-Sieger Franz durfte über seine Trainingsfahrt nicht meckern. "Es ist eh keiner böse, wenn beim ersten Training ein bissl ein Neuschnee drinnen ist, dann kann man sich alles in Ruhe anschauen. Mir ist es ganz gut geglückt, vor der Minschkante die Doppel-Links bin ich noch nicht sauber gefahren. Das Ziel-S ist schön zu fahren", sagte der 27-Jährige. Den neuen Sprung findet er indes "unnötig". Denn es sei ja cool, wenn man die 160 fahren können, meinte er.

Sprung als Tempokontrolle

Denn jene Passage im alpinen Ski-Weltcup der Herren, auf der der Franzose Johan Clarey mit 161,9 km/h den Geschwindigkeits-Weltrekord hält, ist vorerst einmal Geschichte. Im Hanneggschuss auf dem Lauberhorn wurde zur Tempokontrolle ein Sprung eingebaut. Dieser missfällt den Speed-Spezialisten. "Komplett sinnlos, voll für die Fisch", sagte etwa der Vorjahresdritte Kröll in Wengen.

Das wird sich heuer weit nicht ausgehen, die Organisatoren und der Internationale Skiverband entschieden sich zur Speed-Reduktion. "Bei dem neuen Sprung müssen die Rennläufer arbeiten, damit können wir die Geschwindigkeit reduzieren", hatte Chef-Renndirektor Markus Waldner Montagabend in der Mannschaftführersitzung erklärt. Sieht man sich die Analyse des Dienstagtrainings an, dann dürfte es etwa um zehn km/h langsamer werden.

2013 war Reichelt in Wengen zum ersten Läufer der Weltcup-Geschichte avanciert, der mit mehr als 160 km/h gemessen wurde. Den Weltrekord nahm ihn sogleich Clarey mit 161,9 km/h noch ab. Wenig begeistert über die Rekordjagd hatte sich der damalige Renndirektor Günter Hujara gezeigt. "Das ist eine reine Datenermittlung. Das sind keine Weltrekorde. Das ist eine hirnrissige Diskussion, die nur von den Medien inszeniert wird." Den Läufern indes machte es Spaß.

Alle meckern

Und angesichts der Reaktionen am Dienstag im Zielraum - u.a. auch die schnellen Schweizer Beat Feuz (3.), Carlo Janko (4.) und Patrick Küng (6.) hatten in die gleiche Kerbe wie die ÖSV-Athleten geschlagen - würden sie gerne schneller unterwegs sein. Stattdessen gibt es jetzt einen zusätzlichen Sprung, der auch in der Live-TV-Übertragung zu sehen sein wird. Es wurde eine neue Kameraposition eingerichtet, im Hintergrund des Rennläufers wird das Silberhorn eingefangen, das man dann wenig später beim Silberhornsprung noch einmal vor die Augen bekommt.

Kriechmayr meinte, er wisse nicht, was das Problem sei. Er glaube, dort sei noch nie jemand zu Sturz gekommen. "Ich finde es cool, wenn wir 160 km/h drauf haben, es war immer super Werbung. Entschuldigung, dass ich das so sage, aber es ist das Geilste überhaupt, wenn du als Abfahrer einen gescheiten Speed drauf hast. Deshalb ist man Abfahrer", meinte der Oberösterreicher.

Ein Knick im Sprung

"Ich verstehe es nicht, dort ist nie was passiert. Warum soll man nicht 150, 160 fahren, wenn es kein Problem ist, keine Gefahr", fragte Kröll. Reichelt sagte: "Es geht fein zum Fahren, bis auf den einen Sprung in Hanneggschuss, das ist Schwachsinn. Weil erstens ist nie was passiert und zweitens ist es, wenn du einen Fehler machst, beim Sprung schlimmer, als wenn du nur gerade runterfahren würdest. Der Sprung ist auch ungut, schlecht gebaut, er hat so einen Kick." Die 160 hätten ihm nie gestört. "Da sind wir schneller herunten und braucht man nicht so viel Kraft", sagte er trocken.

Training auch am Mittwoch auf verkürzter Strecke

Auch das zweite Training für die Abfahrt der alpinen Ski-Herren in Wengen wird auf verkürzter Strecke stattfinden. Wurde am Dienstag vom Kombinations-Start bis ins Ziel trainiert, so will man am Mittwoch ab 11.00 Uhr vom Originalstart bis zur Passage Langentrejen fahren, also um die 1:15 Minuten. Kann dieses Training durchgeführt werden, bekommen die Rennläufer am Donnerstag einen Ruhetag.

Das Zeitfenster für ein Training am Mittwoch ist eng, weshalb man einen Zeitlauf für alle über die gesamte Distanz nicht durchzubringen glaubt. Mit den zwei Stückerl-Trainings wäre aber eine Abfahrt über die Originaldistanz möglich. Ob diese am Samstag oder Sonntag im Tausch mit dem Slalom durchgeführt wird, wird erst am Donnerstagvormittag je nach Wetterprognose entschieden.

Der Donnerstag verspricht wettertechnisch mit Neuschnee, Regen und Wind schwierig zu werden, weshalb man von einer weiteren Trainingsansetzung absehen will. Für Freitag ist die Alpine Kombination geplant.