Während Lindsey Vonn ihre Rückkehr anpeilt, kann Mikaela Shiffrin schon den ersten Sack zumachen. Bei aktuell 110 Punkten Vorsprung würde die US-Amerikanerin schon Anfang Jänner Kristall sicher haben, wenn sie am Dienstag in Flachau ihren sechsten Saisonslalom gewinnt und Veronika Velez-Zuzulova wie in Maribor ausfällt. Die Slowakin kommt freilich als doppelte Vorjahressiegerin zum "Nightrace".
2016 gewann Velez-Zuzulova im Salzburger Pongau sowohl den traditionellen Nachtslalom als auch drei Tage später bei Tageslicht das Übernahmerennen von Ofterschwang. Allerdings hatte Shiffrin bei beiden Rennen auf der Hermann-Maier-Piste, auf der auch diesmal mit umgerechnet 174.000 Euro das höchste Preisgeld (Top 30) im Damen-Weltcup ausgeschüttet wird, verletzungsbedingt gefehlt.
Nur Zagreb hat Shiffrin zuletzt nicht gewonnen
Bis auf Zagreb hat Shiffrin alle Slaloms seit ihrer Rückkehr gewonnen. Trotzdem hatte noch vor einer Woche ihre Perspektive ganz anders ausgesehen. Nach dem ersten Saisonausfall und dem gleichzeitigen Sieg der konstant punktenden Zuzulova in Zagreb hatte ihr Vorsprung in der Disziplinen-Wertung nur noch zehn Punkte betragen.
In Maribor lief es dann aber genau umgekehrt und damit hat die 21-jährige Amerikanerin nun schon in Flachau ihren ersten Slalom-Matchball. Die restlichen zwei Rennen stehen erst im März in Squaw Valley und Aspen (Finale) auf dem Programm.
Auch im Rennen um ihre erste große Kristallkugel liegt Shiffrin nach dem 27. Weltcupsieg (24 im Slalom) gut auf Kurs. Dank ihrer bereits sieben Saisonsiege hat die Technik-Spezialistin aus Colorado in der Gesamtwertung 305 Punkte Vorsprung auf Titelverteidigerin Lara Gut.
Jetzt kommen die Wochen von Gut
Das Bild ist allerdings trügerisch. Denn die jüngsten sieben Bewerbe waren Technikrennen und von den nächsten zwölf Weltcup-Rennen nach Flachau sind gleich acht reine Speedbewerbe (vier Abfahrten, vier Super-G). Und auch die beiden Kombinationen in Zauchensee und Crans-Montana haben bekanntlich Speed-Anteile. Nur der Riesentorlauf in Kronplatz am 24. Jänner sowie der City-Event am 31.1. in Stockholm fallen da raus.
Nach 20 Rennen ohne Slalom-Podest für die ÖSV-Damen ist die Hoffnung, dass dies am Dienstag unter Flutlicht und vor Heim-Publikum in Flachau anders wird, eher gering. Die am Knie lädierte Michaela Kirchgasser wartet seit Wochen auf den Durchbruch. "Geduld ist nicht meine Stärke", gestand die Salzburgerin, die sich und ihren Teamkolleginnen Mut macht: "Die Zeiten werden sich sicher zum Besseren ändern."
ÖSV-Hoffnung Schild
Beste im ÖSV-Slalomteam war zuletzt stets Bernadette Schild. Die Salzburgerin liebt aber eher steile und anspruchsvolle Pisten.
"Ich hoffe dennoch, dass ich in Flachau den nächsten Schritt machen kann", hat sich die jüngere Schwester der zurückgetretenen Slalom-Königin Marlies (Raich) nach fünf Top-Ten-Plätzen in Folge vorgenommen. Was Schild fehlt, ist der Sprung ganz nach vorne. Ob das mit Heimvorteil klappt? "Heimrennen sind immer super, sie verleiten zum Angasen", hofft Schild.
Druck, nun die Leaderin des Slalomteams zu sein, verspüre sie keinen, versicherte die 27-Jährige. "Ich muss nur schauen, dass ich meine Sachen richtig mache, dann passt das. Ich hoffe, dass ich in Flachau wieder eine Show bieten kann so wie am Semmering."
Da war sie wie in Zagreb - dort nach zweitbester Laufzeit im ersten Durchgang - Fünfte geworden. Dienstagabend (17.45/20.45 Uhr, live ORF eins) will Schild vor den vielen Heim-Fans noch einmal alles geben, danach hat sie dann ohnehin eine längere Pause.
Auch für die ÖSV-Damen ist Flachau die letzte Möglichkeit, hinsichtlich WM-Aufstellung zu punkten. Schild, Kirchgasser und die junge Katharina Truppe (Coach Hannes Zöchling: "Sie macht noch zu viele Fehler") gelten als fix. Dahinter tummeln sich vier bis sechs junge Läuferinnen, die mit einem Topresultat noch aufspringen können.
Flachau ist der Auftakt einer Salzburg-Weltcupwoche. Am Donnerstag steht ein Tal weiter das erste Training für die Abfahrt am Samstag in Altenmarkt/Zauchensee auf dem Programm. Gab es im Vorjahr auf der "Kälberloch" eine Sprint-Abfahrt und einen Super-G - Beide Bewerbe gewann Lindsey Vonn - , wird diesmal der Weltcup im Pongau mit einer Alpinen Kombination am Sonntag abgeschlossen.
Die Strecke ist seit Wochen in Top-Zustand. Ein Mitglied im Zauchenseer OK-Team ist Ex-Weltmeister Michael Walchhofer.