Es ist unwahrscheinlich, dass Christof Innerhofer in Santa Caterina mit einem extra angefertigten Helm an den Start steht. Jenem, der von Lake Louise nach Italien wanderte. Dabei hätte sich das der Italiener gewünscht. „Ich bin zu meinem Firmenvertreter gegangen und habe gefragt, ob ich einen neuen bekomme. Aber er hat nur gelacht“, erzählte er in Gröden. Was er am liebsten gehabt hätte: einen roten Helm, vielleicht mit dem gelben S für „Superman“ darauf. Denn das ist seit nunmehr fast genau einem Jahr sein Spitzname: Superman.

Innerhofer wollte in dieser Abfahrt am 28. Dezember 2015 alles und noch ein bisschen mehr. Es waren seine Verhältnisse. Eisig, hart, viele Schläge, dunkel, flaches Licht. Früh riskierte er zu viel, kam zu eng zu einem Sprung und nahm das gesamte Tor mit, als er absprang. Das Problem: Die Torstange und die Fahne verklemmten sich an seiner Skibrille, die Brille verrutschte. Innerhofer fuhr weiter, als wäre nichts gewesen. Er kämpfte sich ins Ziel, das Tor wehte wie das rote Cape des Superhelden hinter ihm, die Brille verdeckte ihm halb die Sicht. Der Lauf im Video:Funktioniert das Video nicht, klicken Sie bitte hier.

Aber der heute 32-Jährige steckte nicht zurück, wurde Vierter. Als Dankeschön für diese Leistung benannten die Veranstalter in Santa Caterina den Sprung, an dem das Unglück seinen Ausgang nahm, nach ihm: Innerhofer-Sprung. „Man kann Rennen oder Medaillen gewinnen. Aber einen Streckenteil, der deinen Namen trägt: Das hat nicht jeder. Das ehrt mich. Alleine deshalb fahre ich mit schönen Gedanken hin.“

Viel erinnert ihn selbst noch an das Malheur. Die Torstange und die Fahne stehen bei ihm daheim. „Das Video von der Fahrt ist insgesamt sechs Millionen Mal angeschaut worden“, sagt er nicht ohne Stolz. Es vergeht fast kein Tag, an dem ich nicht darauf angesprochen werde.“ Denn - und das ist für ihn das Wesentliche: „Die Leute haben gesehen, wie man wirklich ist. Dass ich nie aufgebe, immer kämpfe. Und das kann jeder sagen - aber bei mir hat jeder gesehen, dass es stimmt.“ Und: „Das war etwas, was man so noch nie gesehen hat. So wie die Grätsche von Kristian Ghedina beim Zielsprung in Kitzbühel. Oder die Fahrt mit einem Ski von Bode Miller in Bormio.“

Innerhofer: "Ich bin gut drauf"

Und eigentlich, so sagt Innerhofer, wäre er auch guter Dinge, heuer das nachzuholen, was ihm im Vorjahr verwehrt blieb: Den Sieg. „Ich bin gut drauf, ich konnte im Sommer gut trainieren, weil mein Rücken nach Jahren der Schwierigkeiten besser war.“ Dafür ist jetzt das Knie beleidigt. Innerhofer leidet an einem Patellaspitzen-Syndrom, musste das geplante Training in Santa Caterina vor Weihnachten auslassen und sich stattdessen therapieren lassen. Ob das erfolgreich war, wird sich zeigen.