Niemand hat öfter im Ski-Weltcup-Ort Alta Badia gewonnen als Marcel Hirscher. Der 27-jährige Salzburger holte sich mit einer überlegenen Vorstellung den fünften Sieg auf der Gran Risa, verwies im Riesentorlauf am Sonntag den Franzosen Mathieu Faivre (+0,71 Sekunden) und Florian Eisath aus Italien (1,10) mit deutlichen Abstand auf die weiteren Stockerlplätze. Manuel Feller landete auf Platz fünf.
Hirscher fuhr in beiden Durchgängen Laufbestzeit. Der Angriff des Riesentorlauf-Spezialisten Alexis Pinturault im Finale endete mit einem Schreckmoment: Der Franzose krachte bei seinem Sturz in die Streckenbegrenzung, blieb dabei mit dem rechten Arm stecken. Derzeit quält ihn ohnehin ein Mittelhandknochenbruch, er dürfte ohne weitere Verletzung davongekommen sein.
"Ich bin superhappy mit meinem ersten Sieg im Riesentorlauf in dieser Saison. Wir haben in der letzten Zeit sehr viel gearbeitet, um dem französischen Team nahe zu kommen. Die sind die Benchmark. Das hat heute geklappt", meinte Hirscher.
Der fünffache Gesamtweltcup-Sieger hatte sich zuletzt in Val d'Isere zweimal beim Setup für den ersten Lauf verzockt, diesmal griff er offenbar zum richtigen Material. "Ich habe gestern am Skischuh noch etwas umgestellt. Das hat gut funktioniert", sagte er nach seinem 41. Weltcup-Sieg und dem zweiten in diesem WM-Winter nach dem Levi-Slalom.
Hirscher ist nunmehr alleiniger Rekord-Gewinner in Alta Badia vor Alberto Tomba, der es von 1987 bis 1994 auf vier Siege brachte. Hirscher stand im Riesentorlauf bereits zum vierten Mal in Folge ganz oben, im Dezember 2011 hatte er inmitten der Dolomiten schon einen Slalom gewonnen.
Tomba im TV
"Im Moment sind mir diese Rekorde egal, aber ich bin sicher, in drei, vier, vielleicht zwei Jahren bin ich davon schwer beeindruckt", erklärte Hirscher. Tomba habe er als Kind allerdings nicht vor dem Fernseher verfolgt. "Da bin ich zu jung. Seine Frauengeschichten hat mir der Papa immer erzählt."
In der Gesamtwertung liegt er jetzt 218 Punkte vor dem Norweger Kjetil Jansrud, der die Qualifikation für den zweiten Lauf verpasste. In der Disziplinwertung übernahm er nach dem ersten Sieg die Führung von Pinturault.
"Marcel ist ein unglaublicher Skifahrer. Ich habe zugesehen, wie er heute gefahren ist, und habe es genossen", sagte Faivre. Für den Südtiroler Eisath ist der Podiumrang vor Heimpublikum ein spezielles Erlebnis. "Vor zwölf Jahren hatte ich hier mein erstes Weltcup-Rennen, und von da an war es ein langer Weg mit vielen Aufs und Abs. Heute war mein 100. Rennen."
Feller stand zum zweiten Mal in dieser Saison nach Levi auf dem fünften Platz. "Ich habe gekämpft bis zum Schluss. Wir haben ziemlich viel probiert und auch vom Material was umgestellt. Das hat sich auf jeden Fall ausgezahlt. Ich bin superhappy mit dem Ergebnis", meinte der Tiroler, der in Val d'Isere in der Vorwoche mit schlechter Zwischenzeit ausgefallen war.
Christoph Nösig (14.) und Roland Leitinger (15.) rundeten das Resultat aus österreichischer Sicht ab, daneben erreichte niemand aus der ÖSV-Mannschaft den zweiten Durchgang. Philipp Schörghofer schied im ersten Durchgang kurz vor der Ziellinie aus - auf dem Weg zu einer möglichen neuen Bestzeit.
Sprung ins Tor
Ein großes Raunen ging durch den Zuschauerraum, als der Salzburger direkt nach dem Sprung, der für den Parallel-RTL eingebaut wurde, das viertletzte Tor kassierte. Schörghofer war davor der Erste bei drei Zwischenzeiten, bei der zweiten lag er sogar 0,45 Sekunden vor Hirscher. "Dann ist die Welle gekommen, ich bin gesprungen und gesprungen und halt ins Tor statt daneben hin", erklärte der 33-Jährige.
"Sicher zipft es mich an, aber mehr taugt mir, wie ich oben gefahren bin bis dahin. Volle Attacke, so wie ich es mir vorgenommen habe", meinte Schörghofer. "Das hab ich auch unten gemacht, nur war ich etwas zu grad, und es war auch die Kraft schon weg ein bisschen, muss ich sagen."
Schörghofer hat im Parallel-RTL am Montagabend (18.00 Uhr/live ORF eins) die Gelegenheit zur Revanche. Auch Hirscher, Leitinger und Nösig werden für den ÖSV voraussichtlich an den Start gehen. Die Gran Risa ist für den Bewerb bereits adaptiert. "Die Hügel sind aber nicht so schlimm wie letztes Jahr", beteuerte Hirscher.