Henrik Kristoffersen widerspricht derzeit dem Bild der friedlich vereinten norwegischen Ski-Familie. Der Edeltechniker verklagte den Verband wegen dessen Nein zum Kopfsponsor Red Bull auf 15 Millionen norwegische Kronen (1,66 Mio. Euro). Wie nationale Medien berichteten, überlegen er und Vater Lars Kristoffersen, den Fall vor den EFTA-Gerichtshof in Luxemburg zu bringen.
Norwegens Verband schreibt seinen Sportlern vor, auf Helmen und Mützen nur für den Verbandssponsor Telenor, eine Telefongesellschaft, zu werben. Einzig Superstar Aksel Lund Svindal fährt mit dem Red-Bull-Logo auf dem Kopf, weil für ihn eine ältere Sonderregelung gilt. Kristoffersen strebt nun ebenfalls einen Deal mit dem österreichischen Getränkehersteller an, der ihm neben finanziellen Vorteilen auch eine Rundum-Betreuung für Athleten garantieren würde.
Ein weiterer Gerichtstermin steht noch nicht fest
Als er im November Klage einbrachte - wie die staatliche Rundfunkgesellschaft NRK berichtete, verlangt Kristoffersen bis zu 15 Millionen Kronen Entschädigung bei Nichtzustandekommen einer Vereinbarung -, stellte er auch einen Antrag auf Einstweilige Verfügung. Das Gericht sollte anordnen, dass er so lange mit dem Red-Bull-Helm an den Start gehen könne, bis ein Urteil vorliegt. Den Antrag schmetterte das zuständige Bezirksgericht Olso am Donnerstag ab, womit vorerst alles beim Alten bleibt. Ein neuer Gerichtstermin steht noch nicht fest.
Dass das Kristoffersen-Lager die Sache damit vorerst ruhen lässt, darf allerdings nicht erwartet werden. "Die Signale, die wir von Red Bull erhalten haben, sind, dass es entweder jetzt oder nie passieren soll. Daher habe ich Sorge, der Deal hängt jetzt in der Luft", wurde Vater und Manager Lars Kristoffersen von NRK zitiert.
"Noch nicht das Vertrauen verloren"
Sein Sohn sei über die Entscheidung enttäuscht, "aber wir haben nicht das Vertrauen verloren, dass wir vor Gericht Recht bekommen können. Vielleicht müssen wir bis zum EFTA-Gerichtshof gehen für eine Entscheidung", kündigte Kristoffersen an. Das in Luxemburg ansässige Gericht hat für die EWR-Staaten Norwegen, Island und Liechtenstein das gleiche Gewicht wie der Europäische Gerichtshof (EuGH) für die EU-Staaten.
Der Disput rüttelt am Selbstverständnis des norwegischen Teams, das ein Image des freundschaftlichen, geradezu familiären Miteinanders kultiviert hat. Ob es künftig gelingen wird, den juristischen Streit vom Sport fernzuhalten, bleibt abzuwarten. Weil ihm laut eigener Aussage schon im November der Lärm um seine Person zu viel geworden war, hatte Kristoffersen auf ein Antreten im ersten Slalom der Saison in Levi verzichtet.
In den vergangenen Tagen bereitete sich Kristoffersen in Andalo auf die anstehenden Technikbewerbe in Alta Badia und Madonna di Campiglio vor. "Sein Sieg in Val d'Isere hat gezeigt, wie stark er im Kopf ist", sagte Lars Kristoffersen. Im Riesentorlauf von Alta Badia belegte der Norweger vor einem Jahr den zweiten Platz hinter Marcel Hirscher, in Madonna gewann er den Nachtslalom vor dem Österreicher.