Sie sind in diesem Winter in Ihrem Job als Chef der ÖSV-Damen nicht zu beneiden. Neun Rennen gab es bereits, ein Stockerlplatz blieb aus. Vor allem bei den Technikern sieht es gar nicht gut aus. Sehen Sie das auch so?
JÜRGEN KRIECHBAUM: Ich muss zugeben, ja. Wir sind derzeit nicht besser, als es die Ergebnisse zeigen. Ab den Rängen acht bis 20 sind wir im Riesentorlauf und im Slalom ganz gut dabei. Die wirklich großen Resultate fehlen aber. Ich sehe allerdings Licht am Ende des Tunnels.
Könnten Sie das etwas genauer definieren?
Die Mädchen und das gesamte Trainerteam arbeiten sehr hart, es gibt Verbesserungen, aber nur in kleinen Schritten. Wenn wir am Ende der Saison in Riesentorlauf und Slalom jeweils zwei Läuferinnen unter die besten fünf bringen, sind wir zufrieden. Wenn einmal eine Dame auf ein Podium fährt, wäre das super. Am ehesten kann das Stephanie Brunner im Riesentorlauf gelingen.
Apropos Brunner: Sie fuhr im Riesentorlauf in Sestriere äußerst schaumgebremst. Kennen Sie den Grund dafür?
Sie ist in Killington bei ihrem Sturz auf den Kopf gefallen, daher hat sie ein Rennen benötigt, um wieder die Sicherheit zu bekommen. Aber wenn du auf Sicherheit fährst, kommt eben ein Ergebnis heraus, das für einen Stockerlplatz nicht reicht. Aber ich bin sicher, dass sie schon beim nächsten Rennen wieder ans Limit geht.
Das ist aber bei Michaela Kirchgasser nur sehr selten der Fall. Kann das mit ihrer Knieverletzung zu tun haben?
Ganz richtig, sie fährt zwar Ski, kann aber nicht Rennen fahren. Das kommt daher, weil ihr linkes Knie so kaputt ist, dass sie keine großen Umfänge im Training fahren kann. Früher hat sie viel trainiert, das fehlt ihr jetzt. Auch der Kopf spielt nun eine entscheidende Rolle.
Entscheidend verbessert, zumindest im Riesentorlauf, hat sich Bernadette Schild. Sie sagt aber, sie vertraut ihrem Können nicht, schaltet bei den Rennen immer den Kopf ein. Kann sie auf diese Art schnell sein?
Im Riesentorlauf hatte sie die nötige Leichtigkeit, aber leider nur in einem von 25 Rennen. Ich hoffe, Sestriere gibt ihr einen Schub. Im Slalom kann sie nicht mehr als auf Ränge zwischen acht und zehn fahren. Wenn sie endlich einmal ans Limit gehen würde, wäre ein Ergebnis unter den besten fünf möglich.
Es folgen nun ab Freitag in Val d’Isère eine Kombination, eine Abfahrt und ein Super-G. Darf der Skifan da bessere Ergebnisse erwarten?
In den Speed-Disziplinen haben wir die Möglichkeiten, vorne mitzureden. Ob es für einen Stockerlplatz reicht, wage ich aber nicht zu versprechen, weil die Dichte so groß ist.
Joschi Kopp