Österreichs Speed-Herren haben in ihrem ersten Rennen des Weltcupwinters die Trendwende nicht geschafft, die Norweger indes machten erfolgreich weiter wie gewohnt. Kjetil Jansrud gewann am Freitag den Super-G in Val d 'Isere vor seinem Landsmann Aksel Lund Svindal (0,17 Sek.), der ein sensationelles Comeback nach der im Jänner erlittenen Knieverletzung gab. Dritter wurde Dominik Paris (ITA/0,41).
Für den ÖSV schaute in dem von Lake Louise auf die O.K.-Strecke von La Daille bei Val d'Isere verlegten Rennen gerade noch ein Top-10-Platz heraus, für den Max Franz als eben Zehnter sorgte (1,13). Marcel Hirscher durfte mit Rang 13 zufrieden sein (1,22), der Salzburger baute damit nach bisher drei Saisonbewerben (zuvor Riesentorlauf in Sölden, Slalom in Levi) auch die Führung im Gesamtweltcup auf Alexis Pinturault auf 76 Punkte aus. Der schnell unterwegs gewesene Franzose schied im Super-G nach einer Schrecksekunde aus.
Tempo höher als erwartet
"Ein perfekter Tag. Es war ein überraschend schwieriger Super-G, das Tempo war viel höher, als wir bei der Besichtigung geglaubt haben. Aber ich habe alles richtig gemacht, keinen großen Fehler", sagte Jansrud nach seinem 15. Weltcupsieg, dem siebenten in einem Super-G. Angetan war der 31-Jährige von der Leistung seines Landsmannes. "Es ist imponierend, was Aksel gemacht hat. Das Comeback ist etwa Besonderes. Es hat im September noch ganz schlecht ausgeschaut, aber in den letzten zwei Wochen in den USA ist er sehr gut gefahren."
Svindal selbst wirkte in den ersten Interviews ein wenig verblüfft und fast sprachlos, die in Kitzbühel erlittenen Verletzungen im rechten Knie waren mit Riss des vorderes Kreuzbandes und Meniskus sowie Knorpelschaden massiv ausgefallen. "Ich war doch ein bisschen unsicher, das war heute sehr überraschend. Es wäre ein Traum, wenn es in der Abfahrt so weitergeht. Aber ich genieße das heute und denke nicht so viel an morgen", sagte Svindal, der im Jänner bis zu seinem fatalen Sturz in der Kitzbühel-Abfahrt um den Gesamtweltcup mitgekämpft hatte.
Ernüchterung im Lager der Österreicher
Doch sehr ernüchternd verlief der Auftritt der Österreicher, die nach der schlechten vergangenen Saison einiges wiedergutzumachen haben. Bei bereits schlechten Sichtverhältnissen klassierte sich Franz mit Startnummer 24 als Bester. "Das Ergebnis passt. Es war nicht mehr einfach zu fahren, die Piste war schon bissl unruhig und die Sicht auch nicht mehr die Beste. Ich war nicht so aktiv, wie ich mir das vorgenommen habe. Die letzte Selbstverständlichkeit hat schon ein bisserl gefehlt, dass ich voll durchziehe. Aber das kommt noch", ist der Kärntner überzeugt. "In der Abfahrt will ich ein bisserl mitreden, das ist das Ziel."
Mit Hirscher wurde jener Läufer zweitbester Österreicher, der in der Saison 2015/16 mit dem Sieg im Super-G von in Beaver Creek für den einzigen ÖSV-Erfolg in einem Speedbewerb gesorgt hatte. "Oben habe ich recht gut riskiert für meine Verhältnisse. Ich habe mich wohlgefühlt und ein paar Schwünge recht gut getroffen. Danach wird es sehr schnell für einen Super-G, da darf ich nicht sudern", sagte der Salzburger. "Die Norweger sind so exzellent, da wächst wenig Kraut dagegen", sagte Hirscher, dessen nächster Renneinsatz am Sonntag der Riesentorlauf ist. Die Abfahrt am Samstag lässt er aus.
Mit Patrick Schwaiger (16.), Hannes Reichelt (17.) und Matthias Mayer (23.) schrieben drei weitere Österreicher an, darunter zwei bei ihrem Comeback, während Vincent Kriechmayr außerhalb der Punkteränge schwer enttäuschte. Der Oberösterreicher hatte vergangenen Winter noch beim Finale in St. Moritz um die kleine Kristallkugel mitgekämpft. Aber auch Disziplin-Titelverteidiger Aleksander Aamodt Kilde (NOR) wurde nur 22.
Reichelt braucht noch ein paar Tage
"Für mich war es heute schwer, das Limit zu finden. Aber das ist kein Wunder, wenn du wenig Training hast. Ich brauche noch ein paar Tage rennmäßiges Training", sagte Reichelt, der sich einer Lendenwirbelsäulenoperation unterziehen musste. "Die Platzierung ist okay, wenn man zurückdenkt, dass die Operation zehn Wochen zurückliegt."
Über die Norweger meinte er mit einem Schmunzeln: "Saulästig." Und zur österreichischen Mannschaftsleistung: "Heute sind wir unter dem Wert geschlagen worden."
Mayer, der sein erstes Rennen nach den im Dezember 2015 in der Gröden-Abfahrt erlittenen Brustwirbelbrüchen bestritt, hatte das erste Speed-Rennen des Winters eröffnet. Der Kärntner hatte sich nach den ab dieser Saison geltenden Regeln die Startnummer selbst gewählt. Die ungeraden Nummern von 1 bis 19 trugen die Besten der Welt. "Die Nummer eins war vielleicht nicht die beste Idee, aber auch keine Tragik. Ich bin einen sauberen Lauf gefahren, habe nicht überall alles riskiert. Aber ich bin zufrieden mit der Fahrt", meinte der Abfahrts-Olympiasieger. "Aber es war eine Fahrt, die halbwegs okay war und auf die ich aufbauen kann. Morgen will ich schon den nächsten Schritt machen. Es ist noch viel mehr drinnen."
Am Samstag geht es in Val d'Isere (10.45 Uhr) mit einer Abfahrt weiter.