Nüchtern betrachtet liegt die Latte bei seiner zweiten WM-Teilnahme nicht allzu hoch. Im Slalom hat Michael Williams einen 63. Platz aus Schladming zu verteidigen, im Riesentorlauf ist es gar nur Rang 96. Trotzdem ist der Jamaikaner eine Attraktion für sich, um den sich die Fans in Vail und Beaver Creek reißen. "Manche wollen unbedingt Fotos mit mir", sagt der 45-Jährige, der erst seit vier Jahren auf Skiern steht.
Und er genießt die WM – die für ihn auch Auszeit vom stressigen Alltag ist. Anders als Marcel Hirscher, Mario Matt und Co. ist Williams kein Profi, sondern arbeitet als Sales-Manager für einen Schweizer Uhrenhersteller. "Mein Chef hat mir für die WM extra freigegeben. Ich danke ihm dafür", sagt Williams in der "Bild am Sonntag". Längst lebt der Jamaikaner in Deutschland. 2006 ist er nach Frankfurt gezogen, um professionell Football zu spielen.
Die Träume des Schneeleoparden
Mittlerweile verfolgt er seinen Traum von einer Teilnahme bei Olympischen Winterspielen. Inspiriert hat ihn Kwame Nkrumah-Acheampong, besser bekannt als "Schneeleopard", der 2010 für Ghana im Langlauf gestartet ist. "Von da an wollte ich das auch", sagt Williams, der mit seinem Traum auch eine Botschaft weitertragen möchte. "Und zwar die, dass Träume kein Alter kennen."
Im WM-Slalom drückt er übrigens Felix Neureuther die Daumen. "Ein richtig guter Typ. Er hat es zu 100 Prozent verdient." Seine eigenen Chancen schätzt "Jamaika Mike" dagegen sehr realistisch ein. "Ich bräuchte einen Raketen-Rucksack, dann hätte ich gegen Felix eine Chance."