Am Sonntag hat Lindsey Vonn die Abfahrt gewonnen und damit den Rekord von Annemarie Moser-Pröll geknackt. Sie hätte den Ort für den Rekord-Sieg nicht besser wählen können. 2004 fuhr die heute 30-Jährige in Cortina d’Ampezzo als Dritte der Abfahrt erstmals in ihrer Karriere auf ein Weltcup-Podium. Am Sonntag, 16. Jänner, gewann die US-Amerikanerin die Abfahrt, feierte ihren insgesamt 62. Weltcup-Sieg und stellte damit den „Allzeit“-Rekord von Annemarie Moser-Pröll ein.

„Ich musste einen langen und beschwerlichen Weg gehen, um das zu schaffen. Vor dem Rennen war ich so nervös. Jetzt blicke ich auf eine unglaubliche Karriere zurück. Nie hätte ich gedacht, jemals so weit zu kommen“, sprudelte es aus Vonn heraus.  Zum Feiern aber blieb keine Zeit: „Ich gehe mit meiner Familie auf eine Pizza, dann ins Bett, ich will ja auch einen sehr guten Super-G fahren (heute ab 10.45 Uhr, Anm.). Richtig gefeiert wird nach diesem Rennen.“ Und dann wird Vonn auch mit Annemarie Moser-Pröll telefonieren.

Der Sport braucht Vonn

Die Kleine Zeitung hat schon vorab mit der Salzburgerin gesprochen:
Lindsey Vonn hat nun Ihren Rekord eingestellt. Sind Sie erleichtert, dass es endlich passiert ist?
ANNEMARIE MOSER-PRÖLL: Nein, denn so wurde immer auch über mich geredet. Nein, Spaß beiseite. Es ist für den Rennsport wichtig, dass es passiert ist. Der Sport braucht Personen wie Lindsey Vonn. Ich gratuliere ihr von ganzem Herzen.

Ganz vergleichen darf man die Leistungen trotzdem nicht.
MOSER-PRÖLL: Jede Zeit hat ihre Rennläufer. Meine ist vorbei, ihre ist da. Natürlich stand sie schon bei über 100 Rennen mehr am Start als ich. Aber es ist in Ordnung so. Die Zeit verändert sich stetig. Ein Ingemar Stenmark feierte mit zwei Disziplinen 86 Weltcup-Siege. Deshalb darf man nichts vergleichen. Was zählt, sind die Zahlen.

Es störte Sie wirklich nie, stets auf ihren Rekord und Vonn angesprochen zu werden?
MOSER-PRÖLL: Manchmal war es schon mühsam. Heute klingelte mein Handy ständig. Aber das wird jetzt weniger werden. Spätestens, wenn Lindsey den nächsten Erfolg feiert, hört es ganz auf. Vielleicht wollen noch einige etwas von mir, wenn sie auch meine 36 Abfahrtssiege einstellt. Sie braucht ja nur noch vier.

Sind Sie noch oft persönlich bei Rennen dabei und stehen Sie weiter viel auf den Skiern?
MOSER-PRÖLL: Live sehe ich mir nur Rennen in meiner engeren Heimat Salzburg an. Sonst genieße ich es, die Bewerbe in aller Ruhe von der Couch aus im Fernsehen anzuschauen. Auf Skiern bin ich ihn letzter Zeit wieder
viel zu sehen. Vor allem das Tourengehen macht mir viel Spaß.

JOSCHI KOPP