Michael Walchhofer war im zweiten und letzten Training für die Abfahrt in Gröden am Samstag "nur" Vierter - und trotzdem geht auch Didier Cuche, der trotz gebrochener Rippe ("Diesmal hat der Arzt die Stelle zur Betäubung mit der Spritze besser getroffen") zur Bestzeit fuhr, davon aus, dass er der Mann ist, den es hier zu schlagen gilt. "Er muss einfach aus dem Starthaus fahren und ins Ziel kommen. Dann ist er schnell", streute er seinem Konkurrenten Blumen.

Walchhofer nimmt das Kompliment gerne an - und ist spätestens nach seinem Super-G-Sieg in Val d'Isère überzeugt: "Jetzt weiß ich, dass ich in den Speed-Disziplinen auf jedem Berg und auf jeder Strecke gewinnen kann." Der beste Walchhofer aller Zeiten? "Ja", antwortet er, "technisch stimmt das mit Sicherheit. Da habe ich im Sommer noch einen Schritt nach vor gemacht."

Ein Schritt, der ihn auch im Super-G (12.15 Uhr) in Gröden zum Favoriten macht. Auch wenn es da mit Cuche, Aksel Lund Svindal und dem erst am Abend vor dem Rennen angereisten Benni Raich einen weiten Favoritenkreis gibt. Einem würde man den Sieg derzeit nicht zutrauen: Klaus Kröll. Dabei hat der im Vorjahr noch den Super-G in Kitzbühel gewonnen und dazu war er neben Walchhofer einziger Garant für österreichische Top-Platzierungen in der Abfahrt.

Die falsche Entscheidung

Diesen Winter aber läuft es noch nicht nach Wunsch. "Dabei war ich im Sommer in Chile noch mit Walchi immer der schnellste", sagt der Steirer. Dann kam der Herbst, immer wieder schlechte, weil weiche Trainingspisten und eine folgenschwere Entscheidung: "Weil ich da nicht vom Fleck gekommen bin und was ändern wollte, habe ich mich für die falsche Richtung entschieden. Und dann war das gute Gefühl der letzten Saison auch noch weg." Jetzt, vor Gröden, zog Kröll die Notbremse, vertraute auf ähnliches Material wie im Vorjahr und sieht wieder Licht am Ende des Tunnels.

Für Gröden allerdings sieht er seinen Teamkollegen Walchhofer als Höhenflieger ("Der kann hier im Moment auch verkehrt hinunterfahren"), sich selbst eher als Tiefstapler. "In Gröden ist es nie so gut gelaufen. Mir ist wichtig, wenn das Gefühl wieder gut ist. Dann kann ich im Super-G und in der Abfahrt in die Top ten fahren - und jeder weiß: Meine Strecken kommen ja erst. In Bormio will ich wieder voll dabei sein."